Literatur & Zeitgeschehen

Kategorie: Literatur (Seite 1 von 54)

Das Fräulein ~ Ivo Andrić

>An einem der letzten Februartage des Jahres 1935 brachten alle Belgrader Zeitungen die Nachricht, dass man in der Stiska-Staße 16a die Hausbesitzerin tot aufgefunden habe. Sie hieß Rajka Radakovic, stammte aus Sarajevo, lebte in diesem Haus schon an die fünfzehn Jahre ganz zurückgezogen das Leben einer einsamen alten Jungfer und galt als Geizkragen und Sonderling.<

So beginnt der Roman um die Hauptfigur Rajka mit ihrem Tode. Rajka ist das einzige Kind ihrer Eltern. Der Vater ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in Sarajevo. Doch er geht bankrott und zerbricht daran. An seinem Totenbett gibt er seiner fünfzehnjährigen Tochter den Rat für ihr Leben: Spare, spare immer, überall, an allem und kümmere dich um nichts und niemand. Rajka hält sich strickt an diesen Rat und aus dem behüteten Mädchen wird alsbald eine hartherzige Frau die nur auf ihren Vorteil bedacht ist. Ihr Ziel, eine Million zu erwirtschaften. Die junge Frau ist geschäftstüchtig, verlangt Wucherzinsen und holt sich immer wieder neue Strategien ein. Sie lebt mit ihrer Mutter ein karges Leben und legt auf ihr Äußeres kaum sichtlichen Wert.

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Einzeller ~ Gertraud Klemm

Wem gehört der Feminismus?

Eine WG von 5 Frauen bewohnt den > Bienenstock <. Keine Tiere und auch keine Männer sind erlaubt. Die pensionierte Lehrerin und Alt-Feministin Simone hat den Anspruch mit dieser Wohngemeinschaft ihren Hang zum Feminismus und zur Diversität weiterzuentwickeln. Daher stimmt sie auch für die Studentin Lilly als fünftes Mitglied zu. Eleonora kennt Simone schon eine ganze Weile, hin und wieder bedient Eleonora ihre Freundin in sexueller Natur. Das Simone ein geheimes Verhältnis zu einem sehr konservativen Minister unterhält, bleibt lange Zeit geheim. Flora ist eine gutverdienende Juristin und serviert durch ihre Herkunft den Punkt des Migrationshintergrundes. Maren ist eine Harz 4 Empfängerin, die sich für Tier- und Klimaschutz engagiert.  

Die 5 unterschiedlichen Charakteren zeigen augenscheinlich keine homogene Wohngemeinschaft zu werden. Die Weltanschauungen und die Auffassung von Feminismus triften oftmals auseinander.  

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Ein Geist in der Kehle ~ Doireann Ní Ghríofa

>Dies ist ein weiblicher Text < so beginnt dieser außergewöhnliche Roman, der viel mehr als ein Roman ist, eher eine Mischung aus Lyrik, Essay und Autofiktion. Wobei diese Formen homogen vermischt sind. Unvergleichlich! 

Der Inhalt wird von zwei Frauen geprägt, zum einen die Ich-Erzählerin, die Mutter wird, mit ihrer kleinen Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt, ihre Muttermilch spendet und weitere Kinder bekommt. Sie erzählt von den Sorgen und Nöten und als sie nach dem dritten Jungen wieder schwanger wird, diesmal mit einem Mädchen erlangt diese schwangerschaft eine erschreckende Wendung. Das Mädchen muss frühzeitig auf die Welt gebracht werden, um überhaupt eine Überlebenschance zu bekommen. Doch auch als sie im Brutkasten liegt, ist es nicht gewiss, dass sie es schaffen wird. Die Mutter ist gefüllt mit Ängsten und Hoffnungen, die sich immer wieder mit der Lebensgeschichte der irischen Dichterin Eibhlín Dubh Ní Chonaill (1803 bis ca.1800) vermischen. 

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Wir werden fliegen ~ Susanne Gregor

Wien, von ihren Eltern erfährt die junge Miša, dass ihr Bruder Alan wieder einmal verschwunden ist. Schon damals vor der Wende in der Tschechoslowakai war Alan bei Nacht und Nebel aus seinem Heimatland entflohen. Auf Umwegen fand sich die Familie Jahre später in Wien wieder.

>Aber wer sagt welches Leben gut ist und welches besser, wer bestimmt die Kriterien? Solange die Kinder klein waren und das Land isoliert, hatte sie noch alle Trümpfe in der Hand gehabt. Endlich hat Miša sich an den Kindergarten gewöhnt, endlich hat Alan in der Schule ein paar Freunde gefunden, und sofort sah sie in Milans Blick, dass er nachgab, dass sich die Angst in ihm breitmachte, sie aus ihrem kleinen Leben zu reißen.< – Seite 111

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Männer sterben bei uns nicht ~ Annika Reich

Was für ein Titel der zu Spekulationen animiert.

In einem prachtvollen Anwesen am See leben sie zusammen, die Frauen einer Familie, denen die Männer nach und nach abhandengekommen sind. Wie zahlreich die dunklen Flecken ihrer Geschichte sind, weiß nur eine von ihnen, die enigmatische Großmutter, die immer den Schein zu wahren wusste. Als Leni sich weigert, genau das zu tun, wird sie still und heimlich verstoßen. Zurück bleibt ihre Schwester, die nun allein gegen eine verhängnisvolle Tradition ankämpfen muss. Annika Reich erzählt von Schwestern, Müttern, Töchtern und Großmüttern, die der trügerischen Anziehungskraft weiblichen Verrats erliegen, auch wenn sie sich nichts mehr als gegenseitigen Beistand wünschen. Bis die Großmutter stirbt und die Geister der Vergangenheit sich nicht länger verstecken lassen. – so der Klappentext.

>Großmutter Vera rauchte, trank und sprach wenig. Sie war wie ein Tiefdruckgebiet. Dass niemals abregnen durfte, dafür sorgte tagein, tagaus – mit Rauchschwaden und feuchtschweren Sätzen, die nüchtern und rau klangen und beweisen sollten, wie wenig sie von Leben, ihren Töchtern, Enkelinnen und ihrer Familie erwartete. < – Seite 52

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Die große Welt ~ Colum McCann

Kenn ihr das, wenn man in den literarischen Sog eines Autors* gezogen wird und ein Buch nach dem anderen liest? So erging es mir mit Colum McCann. Was für ein grandioser Geschichtenerzähler. In seinen Romanen spiegeln sich die facetttenreichsten Emotionen, fabelhaft!

Im Jahr 1974 sind die Menschen in New York müde von Richard Nixon und dem Vietnamkrieg. Sie haben auch so schon Probleme genug in einer Stadt des ewigen Überlebenskampfes. Am Morgen eines schönen Augustsommertags starren die Passanten in Lower Manhattan daher ungläubig zu den Twin Towers hinauf. Fast einen halben Kilometer über ihnen läuft, springt und tanzt ein Hochseilartist – ein schwebender Moment von absoluter Freiheit und künstlerischem Triumph. Doch unten in den Straßen geht das Leben weiter, für die Armen und die Reichen, die Sorglosen und die Unglücklichen. – so der Klappentext

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Mutters Stimmbruch ~ Katharina Mevissen

>Mutter kann neun Sprachen, aber redet mit niemandem mehr. Manchmal spricht sie mit der Zentralheizung, den Bäumen und dem Brot, beschimpft ihre Zähne oder das Radio. Ansonsten schweigt Mutter. Sie hat zu wenig Stimme.<

So beginnt die Geschichte über eine Mutter, die alleine in einem Haus wohnt. Das Dach ist nicht gedämmt und der Garten längst nicht winterfest. Sie versucht die Missstände in Angriff zu nehmen, jedoch verliert sie alsbald die Geduld und auch die Kraft. Denn Mutter ist in die Jahre gekommen, im Herbst ihres Lebens angelangt.

Mutter friert oft, ihr Hals schmerzt und ihr Körper hat sich verändert. Auch lebt sie nun kinderlos.

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Judas ~ Amos Oz

Dies ist das erste Buch, das ich von Amos Oz las. Es wird mit Sicherheit nicht das einzige bleiben.

Um 1960: Die Rahmenhandlung besteht aus dem jungen Schmuel, er wird von seiner Freundin verlassen, seine Eltern können durch eine finanzielle Krise, sein Studium nicht mehr unterstützen. Ein Dilemma, das durch ein besonderes Job-Angebot gelindert wird. Schmuel findet eine Anzeige, in der ein alleinstehender Student gegen Kost und Logi einen älteren behinderten Mann für 5 Stunden am Tag Gesellschaft leisten soll.

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Das Buch der Fragen ~ Pablo Neruda

Der chilenische Dichter Pablo Neruda (1904–1973) gehört zu den bedeutendsten Autoren Lateinamerikas. Er erhielt 1971 den Nobelpreis für Literatur.

Fragen an die Welt – von einem der größten Dichter aller Zeiten. Über die Rätsel der Natur und die kleinen und großen Mysterien unseres Lebens. Eine inspirierende Gedichtsammlung des Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda.

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Pasteurgasse 4, täglich ~ Andrea Landfried

Andrea Landfried skizziert drei Variationen des weiblichen Begehrens, die noch viel mehr beinhalten. Es ist ein Aufbegehren gegen soziale Zwänge und psychische Muster.

In Wien verliebt sich eine junge Gesangsstudentin in eine verheiratete Fotografin. Zwei Jahre lang verbringen die beiden Frauen zwei Stunden an jedem schulpflichtigen Vormittag zusammen.

>Du bist eine Zauberin<, sagte ich zu ihr. Weil sie alle meine Gefühle spüren und in Worte fassen konnte. < – Seite 21

Eine Frau, Ehefrau und Mutter zweier Töchter begleitet ihren Mann zu dessen Forschungsaufenthalt nach Kalifornien. Die beiden führen eine beschwerliche Ehe. Er lässt keine Nähe zu, außer seinen sexuellen Bedürfnisse werden befriedigt. Ansonsten zeigt er seiner Frau die kalte Schulter. Sie möchte gesehen und geliebt werden. Dann lernt sie die achtzigjährige Angela kennen und beide Frauen fühlen sich zueinander hingezogen.

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