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Der Morgen gehört uns ~ Davide Coppo

In einer Zeit, in der weltweit die Faschisten sich wieder aus ihren Löchern trauen, beziehungsweise es normaler Usus geworden ist, sich leider mit dieser Andersartigkeit auseinander setzen zu müssen, kam mir > Der Morgen gehört uns < gerade richtig. Aus dem Klappentext erfuhr ich von dem 18.-jährigen Ettore. Er lebt in Mailand mit seinen Eltern. Kommunikation wird in der kleinen Familie nicht großgeschrieben. Ettore, der die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, ist nur seiner Großmutter Elsa zugetan. Seinen Platz in der Welt hat er noch nicht gefunden. Dies ändert sich als er die Schule wechselt und den charismatischen Giulio kennenlernt. Dieser führt ihn in den Kreis der Federazione, einer faschistischen Jugendorganistaion ein. Und plötzlich befindet sich der sonst zurückhaltende und leidenschaftslose Ettore, auf Demonstrationen wieder. In ihm reift der Glaube an, an etwas großem, Gerechten, maßgeblich daran teilzuhaben.

Warum wird man Faschist, wenn man so jung und eigentlich alles in Ordnung ist? Das Wort selbst vermied ich anfangs noch. Es machte mir Angst, fühlte sich diffus verboten an, und ich empfand ihm gegenüber eine gewisse Ehrfurcht. Erst will ich mehr darüber wissen, dachte ich. Mich informieren.

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Es stimmt nicht, dass Hass sich durch Lesen und Bildung bekämpfen lässt, wie ich es in den folgenden Jahren oft hören sollte. Dass er eine primitive Regung ist und all dieser Quatsch. Ich habe ihn gezüchtet. Er ist nicht von allein gediehen.

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Von dieser Gewaltbereitschaft, die er bei einer Demonstration erlebt, ist Ettore fasziniert. Und dieser vormals unauffällige junge Mann verändert sich immer mehr. Dies bleibt auch seinen Eltern nicht verborgen. Der laissez faire Vater fungiert, wenn überhaupt als Beobachter. Die Mutter konfrontiert ihren Sohn mit der Bedeutung und der Geschichte des Faschismus. Wenn auch mit viel Luft nach oben. Doch Ettore setzt seinen Weg fort und dies bleibt nicht ohne Folgen.

Davide Coppo gelingt es den jungen Ettore authentisch erscheinen zu lassen. Ich spürte zu Beginn diese Perspektivlosigkeit. Auch als Ettore in Organisation der Federazione gerät, wirkte es glaubhaft. Die Rahmenhandlung bewegt sich zeitlich zwischen 2000 – 2004, also vor 20 Jahren. Wir wissen, wie es mittlerweile um den Faschismus Global bestellt ist. Nun, der sprachliche Stil von Davide Coppo ist die eines jungen Mannes angemessen. Für mich gereicht er in die Kategorie Jugendliteratur. Und dort gehört dieses Buch auch hin, als Schullektüre. Es sollte mehr über Demokratie und Faschismus in den Schulen informiert, aufgeklärt, gelesen und diskutiert werden. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Das Cover zeigt ein Gemälde eines jungen Mannes, im Profil. Sein Blick wirkt verhalten, fast schüchtern. Sein Haar ist braun und gelockt. Sein Oberteil ist gelb. Der Hintergrund ist zweigeteilt. In einem hellen Grau und einem dunklen Blau, wobei der Blauanteil stark überwiegt. Alle Schriften sind in schwarz auf kobaltblauem Grund.

  • Der Morgen gehört uns
  • Davide Coppo
  • Roman
  • Kjona Verlag
  • ISBN: 9783910372290
  • 237  Seiten
  • Erschien am 22. Juli 2024
  • Übersetzt von Jan Schönherr

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