Literatur - Lyrik - Prosa

Monat: Oktober 2018

Nino Haratischwili > Das achte Leben ( Für Brilka ) <

Über diesen Epos wurde sehr viel gesagt und immens viel geschrieben. Die Meinungen hierzu gingen von himmelhoch jauchzend bis zu betrübt. Meine Neugierde war geweckt und die fast 1300 Seiten dienten nicht zur Abschreckung.

Nino Haratischwili beschreibt in diesem Roman, eine gewaltige Familiengeschichte, die sich über mehrere Generationen erstreckt. Einleitend vor dem 1. Weltkrieg, werden wir Zeuge /in über die Schicksale der starken Frauenpersönlichkeiten dieser georgischen Familiensaga.

Niza erzählt ihrer Nichte Brilka, beginnend von der Geburt Stasias, der Tochter eines Schokoladenfabrikants, die äußerst opulenten Geschichten gefüllt mit Dramen, Katastrophen und einer üppigen Portion von Liebesdingen. Diese schicksalhaften Fügungen, führen durch viele Herren Länder und finden immer wieder im Heimatland Georgien den gemeinsamen Pol.

Fazit :

Ich hatte immense Startschwierigkeiten mit diesem Epos. Ab 300 Seiten war das Interesse so einigermaßen geweckt. Dies darf sich sonst kein Buch erlauben. Ansich ist die Story sehr interessant, sie ist flüssig und gut konstruiert. Der Stil ist gehoben. Geschichtliche Ereignisse kommen hier zum tragen und wecken die Neugierde. Jedoch wirkt es auf mich äußerst ermüdent, wenn jedes Ereignis bis ins kleinste Detail ausgetreten wird.

An dieses Buch denke ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Lachende steht für meinen Willen, es gelesen zu haben. Das Weinende für die Hoffnung und die Erwartung die nicht erfüllt wurden.

3,5 von 5 Punkten

Nino Haratischwili, wurde am 8. Juni 1983 in Tiflis (georgisch: Tbili[s]si) geboren, der Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien, die 1991 ihre Unabhängigkeit von der zerfallenden Sowjetunion erklärte. Nachdem der Unabhängigkeitskampf Georgiens sowie Sezessionskriege in den Provinzen Abchasien und Südossetien das Land ins Chaos gestürzt hatten, suchten die Eltern Arbeit im Ausland. 1995 kam die Autorin mit ihrer Mutter nach Deutschland (Westfalen), der Vater ging in die Ukraine. Nino Haratischeili kehrte jedoch 1997 zur Großfamilie nach Tiflis zurück, während die Mutter in Deutschland blieb. Seit 2003 lebt die Autorin in Deutschland.

Ullstein Verlag

ISBN: 978-3-548-28927-4

 

Christoph Poschenrieder > Kind ohne Namen <

Rezensionsexemplar

Xenia verlässt ihr kleines Dorf, wo sie aufwuchs, um in der Großstadt zu studieren. Doch in dieser Stadt fühlt sie sich fremd. Eine Affäre beschert ihr eine überraschende Schwangerschaft. Sie kehrt, ihr süßes Geheimnis hütend, in ihr Dorf und zu ihrer Mutter zurück.

Doch nicht nur Xenia steigert die Anzahl der Dorfbewohner. Fremde, Flüchtlinge, Asylsuchende werden im alten Schulhaus notdürfig untergebracht. Der vermeintliche Dorffriede wird empfindlich gestört und spaltet die Gemüter. Xenias Mutter hingegen, engagiert sich sehr um den neuen Bewohnern behilflich zu sein. Dies beschert ihr so manches Ärgernis.

Der Burgherr des Dorfes steuert die aufkeimende, bräunlich gefärbte Stimmung. Um den Seelenfrieden der Dorfbewohner wieder herzustellen lässt sich Xenias Mutter, von der Schwangerschaft ihrer Tochter noch unwissend, auf einen folgenschweren Handel mit dem Burgherren ein. Das Pfand : ein ungeborenes Kind.

Meine Meinung:

Christoph Poschenrieder beweist mit seinem Roman ein immenses Gespür für Haltung und Befindlichkeiten. Mit schnörkeloser Sprache schafft er es, Situationen und Momente perfekt zu positionieren. Parallelen mit Jeremias Gotthelf > Die schwarze Spinne < fließen sachte mit ein und vermitteln, geradezu perfekt, die fast aus dem Ruder laufende Stimmung. Eine klare Leseempfehlung !

4,2 von 5 Punkten

Christoph Poschrieder,  geboren 1964 bei Boston, studierte Philosophie in München und Journalismus in New York. Seit 1993 arbeitet er als freier Journalist und Autor von Dokumentarfilmen. Heute konzentriert er sich auf das literarische Schreiben. Sein Debüt ›Die Welt ist im Kopf‹ wurde vom Feuilleton gefeiert und war auch international erfolgreich. Mit ›Das Sandkorn‹ war er 2014 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Christoph Poschenrieder lebt in München.

Diogenes Verlag

ISBN: 978-3-257-24448-9

Leseprobe:

https://www.diogenes.ch/leser/titel/christoph-poschenrieder/kind-ohne-namen-9783257070002.html

Martin Schörle > Zwei Theaterstücke <

Rezensionsexemplar

1.

Das Vollblutverwaltungsgenie Hans Fredenbek zeigt uns in > Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten < das schonungslose Beamtendasein in allen Facetten. Wir tauchen mit Hans Fredenbek in sein grotesk anmutendes Arbeitsleben ein und werden mitgerissen in den Wirrwar seiner mutierenden Gedanken über Aktenzeichen, Dienstverordnungen und statistischen Erhebungen. Wo jetzt wohl hier die Hände vor Verzweiflung zur Stirn erhoben werden, mag ich tunlichst eingreifen.

Dieses Theaterstück erheitert auf seinen 44 Seiten das Gemüt ungemein.Von Kopfschütteln bis lautes Auflachen ist alles geboten…..und….das Beste kommt zum Schluß ! Gelungene Satire !

2.

In > Einladung zum Klassentreffen < nimmt uns Martin Schörle, auf ein Telefonat bezüglich eines bevorstehenden Klassentreffens, mit. Carsten ruft bei Marina an. Die zwei waren vor 20 Jahren ein Liebespaar. Nun belauschen wir das zu erst recht unverfängliche Telefonat, dass sich dann äußerst gefühlvoll weiter entwickelt. Ein showdown der symphatischsten Art ! Das möchte man aufgeführt sehen wollen !

4,0 von 5 Punkten ( ich war geneigt höher zu werten, jedoch wirkt sich das Cover nicht positiv aus )

 Martin Schörle

Ich bin 58, habe zwei erwachsene Söhne und lebe mit meiner Frau in der schönsten Stadt der Welt (Hamburg, meine Perle!). Nach dem Abitur habe ich die Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Schauspielerisch habe ich anfangs Kabarett gemacht und spielte von 1994 bis 2011 bei verschiedenen Amateurbühnen. Das Repertoire umfasste sowohl Komödien (z.B. “Ein seltsames Paar” von Neil Simon, verfilmt mit Walter Matthau und Jack Lemmon) als auch Dramen (z.B. “Draußen vor der Tür” von Wolfgang Borchert). Schreiberisch habe ich neben den beiden in meinem Buch enthaltenen Theaterstücken den Kurzkrimi “Schöne Bescherung” verfasst, der in der Anthologie “Gepfefferte Weihnachten” beim Leda-Verlag erschienen ist. Soweit es die Zeit erlaubt, gehe ich gern ins Theater oder zu Poetry Slams und mache Lesungen aus meinem “Beamtenmonolog”; des Weiteren betreibe ich Lauf- und Krafttraining.

Engelsdorfer Verlag

ISBN:978-3-96008-408-2

Muriel Spark > Die Blütezeit der Miss Jean Brodie <

Rezensionsexemplar

Miss Jean Brodie, ihres Zeichens Lehrerin an einer Töchterschule in Edinburgh, in den 30er Jahren, entpuppt sich als eine junge Dame mit Charisma und einer großen romantischen Veranlagung. Aus ihrer Mädchenklasse erkort sie sechs Mädchen, im Alter von 10 Jahren, die sie zu ihren Mädchen erziehen möchte. Zu unabhängigen und kultivierten Frauen. So entsteht die Brodie – Clique, die von Miss Brodie, in der Blüte ihres Lebens, sehr unkonventionell unterichtet wird. Dies ist der Direktorin ein Dorn im Auge, sie versucht über Jahre sich dieser Miss Brodie zu entledigen, kann aber keinen ausreichenden Grund finden, dieses zu ermöglichen. Immer wieder werden diese heranwachsenden Mädchen im Zimmer der Direktorin befragt, doch alle stehen hinter ihrer Miss Brodie. Jedoch eines Tages, wird sie von einem ihrer Mädchen verraten. Sie muss ihren Dienst quittieren. Wer hat sie verraten?

Meine Meinung:

Dieses kleine, feine Buch hat es in sich. Muriel Spark versteht es, in einem rasanten Tempo die Jahre verstreichen zu lassen. Etwas sprunghaft katapultiert sie uns zeitlich nach vorne und auch sogleich wieder zurück. Doch dieser Roman besticht vorallem durch seinen Charm, den Witz und seiner anmutenden Tragik. Die Protagonisten / innen sind allesamt liebevoll coloriert und schaffen somit Nähe. Der Tiefgang des Buches offenbart sich am Ende. Gerne zu empfehlen !

3,5 von 5 Punkten

Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Zahlreiche ihrer Bücher wurden verfilmt. 1986 wurde sie zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt, 1993 zur Dame Commander of the British Empire; 1999 erhielt sie den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University. ›Die Blütezeit der Miss Jean Brodie‹ wurde mit Maggie Smith in der Titelrolle verfilmt. Muriel Spark, die 2006 in Florenz verstarb, wird gerade international wiederentdeckt und gefeiert.

Diogenes Verlag

ISBN:978-3-257-07008-8

Leseprobe:

https://www.diogenes.ch/leser/titel/muriel-spark/die-bluetezeit-der-miss-jean-brodie-9783257070088.html

Mick Herron > Slow Horses <

Rezensionsexemplar

 > Slow Horses > so nennt man in London die Agenten, die durch das Schicksal und meist falsch getroffener Entscheidungen out gesourcet werden. Sie machen die kleinen, mühseligen Botengänge für den MI5, wie zum Beispiel den Müll von Verdächtigen nach Hinweisen durchsuchen oder Stunden lang vor den Bildschirmen die Aufnahmen der Überwachungskameras nach mysteriösen Aktionen zu überprüfen.

Dieser Haufen von Verlierern / innen wird geleitet von Jackson Lamb. Ein ungehobelter Typ ohne Manieren, der alles andere als ein symphatischer Chef und Zeitgenosse ist.

Dann wird ein junger Pakistani von einer rechten Zelle entführt, mit der Androhung ihr Opfer öffentlich zu enthaupten. Der MI5 sendet seine Agenten aus und sucht verzweifelt nach Hinweisen um den jungen Mann zu retten. Die Entführer haben ein zeitliches Ultimatum gesetzt und die Suche wird zur großen Zerreisprobe.

Jackson Lamb und seine Leute werden durch abenteuerliche Geschehnisse unwillkürlich in diesen Fall mit involviert und geraten in überaus gefährliche Situationen, die es möglich machen aus diesem Haufen von Verlierern, langsam ein Team zu schweißen.

Gelingt es den Agenten der Slow Horses erfolgreicher als der MI5 diesen Fall zu lösen. Alle Seiten des Geheimdienstes sind in Alarmbereitschaft. Doch Intrigen erschweren die Suche.

Meine Meinung:

Slow Horses < ist ein sorgfältig gebauter Thriller, der ein Füllhorn von Überraschungen und Faszinationen zu bieten hat. Die Spannung wird zu jedem Zeitpunkt gewahrt und mit Pointen geradezu gespickt. Der ironische, britische Humor wird herrvorragend in Szene gesetzt und die vermeintlichen Verlierer / innen sind durchaus gelungen coloriert. Alles in allem ein intelligenter Pageturner und gerne zu empfehlen.

4,3 von 5 Punkten

Mick Herron,  geboren 1963 in Newcastle-upon-Tyne, studierte Englische Literatur in Oxford, wo er auch lebt. Seine in London spielende ›Jackson-Lamb‹-Serie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem ›CWA Gold Dagger for Best Crime Novel‹, dem ›Steel Dagger for Best Thriller‹ und dem ›Ellery Queen Readers Award‹.

Diogenes Verlag

ISBN: 978-3-257-07018-7

Leseprobe:

https://www.diogenes.ch/leser/titel/mick-herron/slow-horses-9783257070187.html

Anne Müller > Sommer in Super 8 <

Rezensionsexemplar

Nach dem Sommer  – ist vor dem Sommer ! Dieser Debütroman von Anne Müller hat mich begeistert !

Nahe der Ostsee wohnt die Famile König. Bestehend aus Vater König seines Zeichens praktizierender Landarzt, seiner bezaubernden Frau und ihren fünf Kindern. Eines dieser Kinder, Clara das Sandwich – Kind, erzählt ihre Familiengeschichte.

Wir werden zurück katapultiert in die 70er – Jahre,  Tri-Top – Bay City Rollers – Apfelshampoo – Harpo – Super 8 Filme – um nur einige wenige zu nennen, rücken wieder in den Vordergrund. Clara erzählt von ihren Empfindungen, vom Kind zur Jugendlichen und des langsamen Erwachsen werdens. Ihre Zeit in und mit der Familie, in der der Vater eine sehr große Rolle spielt. Roman König ist als Arzt geschätzt und beliebt, jedoch wird er, durch die immer wieder kehrende manische Depression und durch seinen allzu lässigen Umgang mit dem Alkohol aus seiner geliebten Rolle, Stück für Stück geradezu dekradiert.

Meine Meinung :

Anne Müller schafft in ihrem Roman eine Atmosphäre, die uns in unglaublich faszinierender Weise wieder an die eigene Kinheit erinnern lässt. Gute, wie auch weniger erfreuliche Situationen setzt sie gekonnt und gefühlvoll mit einer leichten humorigen Prise in Szene, ohne den Bogen zu überspannen. Sie lässt uns wieder Kind sein mit allem was ein Elternhaus zu bieten hatte. Ein Roman der lange nachhallt. Es war mir eine Freude ihn zu lesen !

4,2 von 5 Punkten

Anne Müller wuchs in Schleswig – Holstein auf und lebt heute in Berlin. Nach dem Studium der Theater – und Literaturwissenschaften arbeitete sie als freie Radiojournalistin und wandte sich dann dem Drehbuchschreiben zu. Sommer in Super 8 ist ihr erster literarischer Roman.

Penguin Verlag

ISBN: 978-3-328-60015-2

Leseprobe :

https://service.randomhouse.de/leseprobe/Sommer-in-Super-8-Roman/leseprobe_9783328600152.pdf

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