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> Zweiundzwanzig Tage oder die Hälfte des Lebens < von Franz Fühmann

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Ein Kleinod ganz besonderer Art! Auf dem Buchrücken beschrieben – trefflicher geht es nicht!

Ist in jedem Jetzt Zukunft da? Es scheint so.

Ein Büchlein Reisenotizen soll es werden, irgendwas Loses, Buntes, nicht einmal auf Ungarn beschränkt, ein bißchen erweitertes Tagebuch. Wovon ausgehen bei der Bilanz? Natürlich von > meiner Funktion < – aber wer weißt sie einem zu? Die Gesellschaft, die Kritik, spätere die Literaturgeschichte, oder ist sie die souveräne Entscheidung des Schriftstellerindividuums? Sie kann für den einzelnen Schreibenden nur heißen: jenes Stückchen Literatur, das nur er und kein anderer schreiben kann. Jedes Tabu in der Literatur ist selbstgesetzt, es wird ja erst dadurch tabu, daß ich`s akzeptiere und erst hier wird es zum literarischen Problem. Aus meiner Haut werde ich nicht mehr können und konnte ich nie. Aber in ihr steckend. Das Möglichste daraus machen, den Mut zu allen ihren Möglichkeiten haben, und das wäre bei meinem böhmischen Erbe der Mut zum Schließenlassen der Phantasie, der Mut zum Barocken, der Mut zum Traum zum Paradoxen.

In Abschnitten verschiedener Längen teilt Franz Fühmann seine Beobachtungen mit, wie z.B:

Tägliche Frühstücksfreude: die glänzend gemachte, überaus schnell und trotz des beschränkten Raums vielseitig informierende zweisprachige Ausländerzeitung der Ungarischen Nachrichtenagentur. Schon die Aufmachung hat Pfiff: vornrum deutsch, hintenrum englisch, und dies wöchentlich wechselnd, damit keine Wertung entsteht. Diese Zeitung will nicht Reklame machen, sie will Zeitung sein, das heißt informieren, und auch amüsieren, und eben damit wirbt sie auch und wirbt vorzüglich. – Seite 24

Dies nur ein Beispiel. Das Büchlein lädt zum Verweilen ein. Wenn auch nur für ein paar Zeilen, entlockt es Verzückung über diese bemerkenswert intelligente Beobachtung – und Interpretationsgabe. Denn die Reise ist im Jahre 1968 und der Autor reist von Ost – Berlin nach Budapest. Im Kopfe die Selbstreflektionen innerhalb einer sozialistischen Gesellschaft und die philosophische Aufarbeitung mit der DDR. Und hier kommt die wahre Kunst des Schreibens zum Ausdruck. Auf wenigen Seiten bis ins Mark zu begeistern! Lest dieses Büchlein!

Sabine Krass

  • Zweiundzwanzig Tage oder Die Hälfte des Lebens
  • Franz Fühmann
  • Reclam
  • 208 Seiten

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