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> Zeit der Wildschweine < von Kai Wieland

Rezensionsexemplar – Unbezahlte Werbung

Heute am 25. Juli 2020 erscheint der neue Roman von Kai Wieland. Mich hat dieses Buch beindruckt und begeistert.

Der Ich – Erzähler Leon ist ein Reisejournalist. Sein neuestes Projekt > Lost Places in Nordfrankreich<. Dieses Mal nimmt er einen neuen Fotografen mit auf seine Reise, Janko, ein chaotischer, nuschelnder Typ. Sie beide lernten sich beim Kickboxen kennen.

Das recht ungleiche Gespann, nicht nur des Intellektes wegen, begibt sich nun auf die Reise. Sie lernen die verwegensten und verlassenen Orte wie auch ein Potpourri der unterschiedlichsten Menschen kennen. Jedoch das Entscheidende, die Essenz, entsteht zwischen Leon und Janko. Dieser Prozess verläuft nicht ohne Reibungen. Jeder der beiden hat eine eigene Ansicht und ein selbstbewußtes Ego.

Doch nicht nur um dieses Abenteuer geht es in > Zeit der Wildschweine <, nein, dieser Roman taucht in die Gefühlswelt rund um Leons kleiner Familie ein. Leon ist alleinstehend , sein Vater lebt ebenfalls alleine in seinem großen Haus mit Garten und möchte es gegen die Wohnung von Leon eintauschen. Es ist das Elternhaus von Leon und seiner Schwester Jana. Jana, sie ist verheiratet mit Torben, und Mutter zweier Jungs.

Torben war kein grundsätzlich schlechter Kerl, aber sagenhaft grob in allen Belangen. Er hatte diesen klassischen Endverbraucherhumor und lachte über jeden Dreck, solange dieser Dreck als komisch deklariert war, wohingegen jeglicher hintergründige Witz in seiner Gegenwart einfach verkümmerte. Das vielleicht Komplexeste an seinem Wesen war die Tatsache, dass er, gleichwohl zur Eigenironie absolut unfähig, seinerseits als Ein-Mann-Parade der Lächerlichkeit durch die Lande zog, ohne sich dessen bewusst zu sein. – Seite 74

Der Literaturkritiker Denis Scheck hat sich zum ersten Buch von Kai Wieland > Amerika < wie folgt geäußert > Ein eigener Ton, eine eigene Weltsicht, ein schwäbischer William Faulkner, der zur Entdeckung einlädt.< Da stimme ich zu. Kai Wieland verblüfft mit seinem poetischen, metaphernreichen Sprachstil, der mit einer Prise tiefgründigen Humor sein Topping erhält.

Mit >Zeit der Wildschweine < gelingt es dem Autor sprachlich wie auch emotional zu überzeugen. Das weckt große Hoffnung für seine schriftstellerische Zukunft. Kai Wieland hat seinen Roman mit Utensilien des Lebens gepackt. Gleichwohl Leon in ferne Länder reist, findet er dort zu sich. Ihm gelingt die Selbstreflextion, was durchaus als Bereicherung angesehen werden kann. Mit einem letzten Zitat und einer innigen Leseempfehlung beende ich diese Rezension. Lest das Buch !

Manche Leute behaupten, man könne die Zeit nicht zurückdrehen, aber sie haben anscheinend nie in einer klaren Nacht auf einer Bank am Waldrand gesessen, die Lippen verkniffen im auffrischenden Wind, der eine Melodie aus irgendeiner Boombox von irgendeinem Garten über die Felder trägt – Einsamkeit, genau wie Hunger, kennt kein Alter, sie fühlt sich mit sechzehn nicht wesentlich anders an als mit achtundzwanzig. Es ist bloß so, dass manche gar nichts mehr anfangen können mit diesen Melodien im Wind. Sie wehen an ihnen vorbei, und das Einzige was bleibt, ist ein vages Gefühl auf der Haut. – Seite 269

Klett – Cotta Verlag / ISBN: 9783608982251 / Erschienen Juli 2020

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Kai Wieland, geboren 1989 in Backnang. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Medienkaufmann, studierte anschließend Buchwissenschaft an der LMU in München und arbeitet seit 2016 für ein Verlagsbüro in Stuttgart. Mit seinem Debüt Amerika wurde er Finalist beim Blogbuster, dem Preis der Literaturblogger.                – Quelle Klett-Cotta

https://www.youtube.com/watch?v=8U-eMKiyTcE
In der Reihe < Secondo <

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