Es ist schon einige Wochen her, dass ich dieses Buch las, und eine gewisse Unsicherheit, diesem Buch auch nur ansatzweise gerecht zu werden, lies es zu, meine schriftlichen Gedanken zu verschieben. Doch sollte dieses wichtige Buch gelesen werden, und ich hoffe, mein kleiner Text vermag es dazu beizutragen.
Das Vorwort beginnt mit folgenden Worten:
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es dieses Buch gibt, und auch keine, dass in Deutschland und in Europa noch Juden leben – schreiben. Der Titel dieser Anthologie spielt darauf ironisch an: Wir sind hier, obwohl uns eigentlich niemand haben wollte.
Dana von Suffrin
Die Schriftstellerin Dana von Suffrin hat in diesem Band mit 15 Autoren und Autorinnen Essays, Erzählungen, Prosastücke, Satire und Kommentare zur Zeit vereint. Zur Zeit soll heißen, die Zeit nach dem 7. Oktober 2023. Und hierzu möchte ich bitte keine politische Diskussion anstoßen, sondern den Blick auf diese Texte richten. Und diese sind ein Potpourri bestehend aus Humor, Zorn, Wut, Ironie und großer Traurigkeit. Doch was diese Menschen trotz mancher Differenzen – ob politisch, künstlerisch oder persönlich – vereint, sind die Emotionen, die nach dem 7. Oktober 2023 ausgelöst wurden. Ob es die Ängste sind, dass der Rechtsextremismus global weiter erstarkt, und vor Augen zu haben, dass nichts vorbei ist. Auch die Angst, sich ihrer jüdischen Herkunft in der Öffentlichkeit zu bekennen. Oder mit unnützen Fragen konfrontiert bzw. kompromittiert zu werden.
Bei Veranstaltungen werde ich manchmal gefragt, wie man Antisemitismus bekämpfen könne. Ich weiß nicht warum man mich fragt, warum ich diejenige bin, die den Weg zeigen müsste. Man frag doch auch nicht ein Kind, das von anderen gemobbt wird, was die Mobbenden tun sollen, um mit dem Mobbing aufzuhören.
Lena Gorelik
Die Anthologie beinhaltet so unterschiedliche Texte folgender Autoren und Autorinnen: Adriana Altaras, Maxim Biller, Zelda Biller, Yevgeniy Breyger, Joe Fleisch, Marina Frenk, Lena Gorelik, Elfriede Jelinik, Dmitrij Kapitelman, Olga Mannheimer, Eva Menasse, Slata Roschal, Linda Rachel Sabiers, Dana von Suffrin, Ljudmilla Ulitzkaja, Dana Vowinckel – in alphabetischer Reihenfolge.
Sie katapultieren uns in die Vergangenheit, in den Ukraine-Krieg, an Denkmäler und Lebensgeschichten, wahre und fiktionale Begebenheiten, die alle ein eindrückliches Sprachbild widerspiegeln. Beenden möchte ich diese Leseempfehlung mit dem Schlussssatz des Beitrages von Eva Menasse.
Für die Geschichte gibt es keine Erste Hilfe mehr, für die Zukunft immerzu.
- Wir schon wieder
- 16 jüdische Erzählungen
- Herausgeberin Dana von Suffrin
- Rowohlt Verlag
- ISBN: 9783498007317
- 234 Seiten
- Erschienen 2024
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