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Solange es eine Heimat gibt – Erika Mann ~ Unda Hörner

Über die Familie von Thomas Mann habe ich einige Bücher gelesen. Ebenfalls eines von Erika Mann – Wenn die Lichter ausgehen. > Solange es eine Heimat gibt < von Unda Hörner hatte mein Interesse geweckt.

1929 – erhält Thomas Mann den Literaturnobelpreis. Die Geschwister Erika und Klaus Mann sitzen in München vor dem Radio und lauschen der Preisverleihung in Stockholm. Sicher ist diese Ehrung großartig für die Familie und das schöne viele Geld ein warmer Segen. Dennoch nimmt Klaus diesen Triumph mit gemischten Gefühlen auf. Er, der doch ebenfalls schreibt und gerade seinen ersten Roman veröffentlicht hat. Vaters Ruhm drückt die Hoffnungen von Klaus nieder.

1949 – der 200.Geburtstag von Goethe. In der Frankfurter Paulskirche will man Thomas Mann den Goethepreis verleihen. Doch Erika rät ihrem Vater davon ab. Hatten die Deutschen den Literaturpreisträger nicht als Vaterlandsverräter gebrandmarkt, weil er in die USA emigrierte. Zu lange hatte Thomas Mann gezögert sein Heimatland zu verlassen, doch Erika insistierte vehemend. Überhaupt ist Erikas Rat dem Vater teuer. Erika, Vaters Liebling. Mit Klaus ihrem jüngeren Bruder, verbindet Erika eine innige Seelenverwandtschaft. Sie sind wie Zwillinge. Die wilden Mann Zwillinge.

Im Hause Mann herrschte Toleranz bis hin zur Prinzipienlosigkeit, die armen Nachbarn ließen ihre Hoffnung bald fahren, dass ein väterliches Machtwort etwas bei den Kindern bewirkte….Man durfte alles, war ja wer, auserwählt. Privelegiert.

Seite 41

Thomas Mann war Vater von sechs Kindern, doch Erika und Klaus galten als schwer erziehbar. Überhaupt war dieses Geschwisterpaar eine Urgewalt. So gut wie alles machten sie zusammen. Die beiden Intellektuellen gründeten ein widerständiges Kabarett, schreiben, veröffentlichten, reisten um die Welt, nahmen zügellos Drogen und Alkohol zu sich und frönten verquerer Liebschaften. Auch im Exil kämpfen die > Mann Twins < gegen die Nazis. Erika und Klaus waren furchtlos.

Im November 1945 in Nürnberg berichtete Erika als Korrespondentin für die BBC. Sie blieb weiterhin die Starke. Erika, die Alleinherrscherin. Doch Klaus kam immer weniger mit seinem Leben zurecht und so beging er 1949 Selbstmord. Welch ein Verlust. Seine Werke wurden posthum gefeiert.

Jedes kleine Mädchen braucht einen Klaus. Und jedes Große, kein Ich ohne ein Du. Wir treffen uns im Unendlichen, Klaus eines Tages. Du weißt wir reisen als Zwillinge.

Seite 245

Doch zurück zu Erika, was für eine Frau, welch Energie und Engagement. Ihr Leben war prall gefüllt und hätte für mehrere Leben gereicht.

Unda Hörners Biografie über Erika Mann ist üppig gefüllt an äußerst interessanten Informationen zur Person, ihrem Umfeld, ihrer Familie, ihrer Haltung, ihrem Intellekt, ihrer Liebe und Tatendrang. Ein wunderbares, gelungenes, literarisches Denkmal, welches ich mit großer Begeisterung gelesen habe. Lest dieses Buch über eine der großartigsten Frauen der Weltgeschichte!

Das Cover zeigt ein Gemälde einer Frau mit dunklem gewelltem Haar im weißen Kleid. Im Arm ein großer Bund von Weißen Callas. Ein rotes Schultertuch weht im Wind.

  • Solange es eine Heimat gibt – Erika Mann
  • Unda Hörner
  • Biografie
  • Ebersbach & Simon
  • ISBN: 9783869152936
  • 250 Seiten
  • Erschienen im Februar 2024

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