Der bekannte Regisseur und Autor Werner Herzog widmet sich in diesem Essay der Wahrheit. In einer Zeit von Fakenews, KI und politischen Manipulationen macht er sich auf die Spurensuche. Er hat keinen Ratgeber verfasst, eher zeigt er hier auf, dass Wahrheit und Fakten nicht dasselbe sind. Anhand von ein paar Zitaten aus diesem Buch möchte ich seine Überlegungen und Recherchen darlegen.
Wahrheit erscheint mir nicht als ein Fixstern in der Ferne, wo sie verankert ist, die irgendwann erreichbar ist. Wahrheit scheint mir eher als eine immerwährende Bemühung, sich ihr anzunähern. Als Bewegung auf sie zu, als ungewisse Reise, als Suche voll Mühe und Vergeblichkeit. Aber diese Fahrt ins Ungewisse, in das Dämmern eines großen, endlosen Waldes, gibt uns Sinn und Würde, sie ist es, die uns von den Kühen auf der Weide unterscheidet.
Seite 9
Agenturen, die >Akteure< vermieten. Ein älterer einsamer Mann zum Beispiel kann sich für einen Nachmittag oder Abend, einen >Freund< mieten, mit dem er Karten spielt oder durch die Bars zieht und so eine schöne, gesellige Zeit erlebt.
Ein hoher Teil des Geschäftsabkommens betrifft Hochzeiten, bei denen ein fehlendes Familienmitglied ersetzt wird, um dem Sinn für Harmonie nachzukommen.
Seite 40
Potemkins Dörfer – …Sie sollte eine Feier und Demonstration der Besitznahme der Krim und des Wiederanschlusses an das Mutterland Russland sein. Ein Teil der Reise fand auf Schiffen statt, die den Dnjepr hinunterfuhren. Es gab hochrangige ausländische Gäste…. Zeitgenossen sprechen von einer Atmosphäre an Bord wie bei den >Arabischen Nächten<. Um die Zarin und ihre illustren Gäste zu beeindrucken, ließ Potemkin an den Ufern des Dnjepr Dörfer errichten. Sie waren aber weitgehend nichts anderes als Theaterkulissen aus Pappmaché, die rasch aufgebaut wurden.
Seite 63
Werner Herzog lässt tief blicken und mich staunen über all die Informationen, die sich vor mir auftun. Ob es die Fake-News sind zu Ramses oder Kaiser Nero. Der Tod von Prinzessin Diana, ein amerikanischer Gefangener im Vietnamkrieg, der zu Freiheit einen der tiefsten Inbegriffe entwickelt hat, die Oper, oder gar wie es kam, dass aus zehn zwölf Kalendermonate wurden. Und vieles mehr. Doch das dürft ihr selbst herausfinden und durch die Seiten fliegen mit einem Aha oder ähnlichem. Für mich war >Die Zukunft der Wahrheit < ein interessanter, aufschlussreicher und unterhaltsamer Essay. Werner Herzogs Erzählstil ist, wie als würde man entspannt neben ihm sitzen und seinen Worten lauschen. Prädikat – Sehr empfehlenswert!
Das Cover zeigt eine hügelige Schneelandschaft, ein Pinguin ist zu sehen. Der Untergrund ist in hellen Blautönen gehalten. Autorenname in schwarz, Titel und Verlag in weißer Schrift.
- Die Zukunft der Wahrheit
- Essay
- Werner Herzog
- Hanser Verlag
- ISBN: 9783446279438
- 112 Seiten
- Erschienen 2024
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