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> Portrait < von Jürgen Bauer

Rezensionsexemplar – Unbezahlte Werbung

Drei Menschen erzählen die Biografie von Georg. Seine Mutter Mariedl, sein Liebhaber Gabriel und seine Ehefrau Sara. Alle drei zeichnen ein Porträt von Georg, alle drei auf eine besondere Weise. Doch aus der Sicht dieser Lebensbeschreibungen, ist Georg immer wieder ein anderer und es stellt sich die Frage, sind dies denn wirklich die Werdegänge, wie es diese nahestehenden Menschen von Georg sehen, oder erzählen die drei doch mehr von sich selbst und Georg ist der Statist in seinen Storys?

Mariedl, Georgs Mutter beginnt mit ihrer Geschichte. Sie blickt zurück, zu Georgs Geburt, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Georg wächst in den ärmlichen Verhältnissen eines Bauernhofes auf. Die Zeit ist hart, die Mutter auch. Sie merkt, dass der Bub irgendwie anders ist, er passt nicht in die Familie noch in die Umgebung. – Die ersten Seiten dieses Kapitels erinnerten mich sehr stark an > Erinnerungen einer Überflüssigen < von Lena Christ. Die komplette Stimmung ist in verschiedenen Grautönen gehalten. Wuchtig, erbarmungslos, ohne Gnade.

Manche Tage greifen sich an wie Jahre. Wie dein Bruder gestorben ist, das ist so ein Tag gewesen, ewig hat der gedauert. Und manche Jahre fließen dahin, dass es sich anfühlt wie ein einziger langer Tag. – Seite 37

Gabriel, der Geliebte, er erinnert sich an die ungestümen und chaotischen Zeiten mit Georg, in den siebziger Jahren in Wien. Gabriel lernt Georg in einem Schwulenkaffee kennen. Es ist Georg, der ihm das Leben von der angenehmeren Seite zeigt. Dreißig Jahre lang sind die beiden ein Paar. ( Anmerkung – bei den ersten Seiten von Gabriel, fiel mir spontan der Vergleich mit Elfriede Jelineks > Die Klavierspielerin < ein. Etwas Hardcore für meinen Geschmack.

Ich bin die warme Fee der Innenstadtkaffees. – Seite 112

Die erfolglose Opernsängerin Sara heiratet Georg. Sie ist die treibende Kraft in der Beziehung. Sara formt ihren Georg nach ihrem Geschmack. Doch kommt der Tag, an dem er selbst tätig wird. Dies bringt die Zweisamkeit in Schieflage, jedoch sind die beiden Charktere aufgrund ihrer Lebenserfahrung so weit gereift, dass die beiden sich zusammenraufen. Sie wissen, was sie einander haben.

Nun, was Jürgen Bauer hier kreiert hat, ist außergewöhnlich. Drei Menschen, drei Geschichten, drei Persönlichkeiten, drei verschiedene Stilrichtungen. Mariedl, einfach, hart ohne Wärme. Gabriel, schräg, vulgär, hilflos. Sara, stark, zuverlässig und souverän. Und genau so sind diese Biografien gehalten, hier zeigt Jürgen Bauer seine Vielfalt. Er taucht ein in diese Personen und lässt sie, sehr authentisch, ihre Sicht über Georg darstellen. > Portrait < ist ein psychologisches Kaleidoskop der Liebe mit ihren inneren und äußeren Möglichkeiten. Große Leseempfehlung!

Sabine Krass

  • Portrait
  • Jürgen Bauer
  • Roman
  • Septime Verlag
  • ISBN:9783902711939
  • 305 Seiten

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