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>Nicht mit mir < von Per Petterson

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Zwei Freunde treffen sich eher zufällig nach dreißig Jahren wieder. Jim und Tommy waren in ihrer Jungend dicke Freunde. Jim lebte mit seiner religösen Mutter alleine . Tommy dagegen, mit seiner Schwester Siri und den jüngeren Zwillingsmädchen, mit ihren Eltern. Einem sehr gewalttätigen Vater und der Mutter Tya, die eines Nachts einfach verschwand.

> Scheiße. Haben sie dich gefeuert.< Das hätte ich besser nicht gesagt, ein Hammer fiel und traf auf einen Riegel, der Riegel verkantete und bewegte sich nicht mehr vor und nicht zurück, und es war zu spät, um umzukehren. Langsam stand er auf. Ich blieb stehen. Ich atmete schnell mit offenen Mund, ein und aus, ich war zwei Jahre lang gerannt, seit meine Mutter verschwunden war. Jetzt blieb ich stehen. ( Seite 34 )

Zwischen Tommy und seinem Vater kommt es zu einem unerbittlichen und folgenschweren Kampf. Daraufhin verschwindet der Vater ebenfalls. Tommy ist mit seinen Geschwistern allein. Mit seiner jüngeren Schwester Siri, versucht er ein normales Familienleben zu gestalten. Doch die Behörden schalten sich ein und die Kinder werden in Pflegefamilien verteilt. Siri kommt in ein Pfarrhaus, die Zwillinge zu einem kinderlosen Ehepaar im Ort. Noch bevor Tommy einer Familie zugeteilt wird, schaltet sich der alleinstehende Nachbar Jonsen ein. Er nimmt den Jungen zu sich und die zwei kommen recht gut miteinander aus. Tommy Elternhaus steht einsam und verlassen, die Türen und Fenster mit Brettern vernagelt.

Drinnen war alles unverändert. Es war vier Jahre her, aber es fühlte sich länger an. Sie waren nicht mehr dieselben. Tommy nicht. Es war allerhand passiert. Die Zeit war passiert. Er war damals dreizehn gewesen, jetzt war er siebzehn, fast achtzehn. Es waren die längsten Jahre der Welt. ( Seite 87 )

Tommy ist ein wohlhabender, aber unglücklicher Investment – Banker. Jim ist Bibliothekar, angelt lieber statt zur Arbeit zu gehen. Dieses plötzliche Wiedersehen wirbelt beider Leben durcheinander.

Aber das hier war meine Chance, davon war ich überzeugt. Wenn du sie verpasst, dachte ich, bist du erledigt. Dann würde alles so bleiben wie es war. Das ging nicht. Sonst war ich erledigt. ( Seite 240 )

Fazit: Per Petterson glückt es außerordentlich, eher ganz gewöhnliche Lebensgeschichten, faszinierend zu erzählen. Er ist ein sehr präziser Beobachter und blickt hinter die Fasaden, der vermeintlichen heilen Welt. Emotionen und Geschehnisse werden punktuell platziert und treffen auffallend den Lesernerv. Verschiedene Ereignisse werden von den Protagonisten unterschiedlich wahrgenommen. Und genau dies, scheint der springende Punkt zu sein, der uns von Per Petterson aufgezeigt wir. Jeder Mensch begibt sich in seine eigenen Wahrnehmungen. Diese klaffen bei gemeinsamen Erlebnisse oftmals empfindlich auseinander. Was richtig und was falsch ist, steht wohl niemanden wirklich zu, zu beurteilen. Es ist immer der besondere Moment, der die Wertigkeit in ein sensibles Licht aufkeimen lässt.

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Fischer Taschenbuch / ISBN: 9783596034130 / 285 Seiten

Per Petterson, 1952 in Oslo geboren, ist ausgebildeter Bibliothekar und arbeitete als Buchhändler und Übersetzer, bevor er sich als Schriftsteller etablierte. Im Fischer Taschenbuch sind von ihm ›Sehnsucht nach Sibirien‹, ›Pferde stehlen‹, ›Im Kielwasser‹ und ›Ich verfluche den Fluss der Zeit‹ erschienen. Per Petterson wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet u. a. mit dem renommierten IMPAC Literaturpreis. ( Quelle Fischerverlage )

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