Bei einem Besuch in Rothenburg o.d. Tauber fand ich ein bezauberndes Antiquariat – Die Büchertruhe am Plönlein http://www.buch-kett.de/index.html
Dort fiel mir ein Gedichtband von Gottlob Haag ( 1926 – 2008) in die Hände. > Abschied nehmen ist wie leises Sterben < Gottlob Haag war ein deutscher Dichter. Er war ein renommierter Vertreter der hohenlohischen Mundart-Literatur. Die Welt, die er in seinen Gedichten beschrieb, ist die Kleinstadt, das Dorf, die Hohenloher Heimat, die alles umgebende Natur und das Leben in ihr, auf dem Lande.( Quelle Wikipedia) Nach dem durchblättern dieses Bandes war ich sehr angetan und möchte, immer Mittwochs ein Gedicht von Gottlob Haag zu veröffentlichen. Hier das erste der Reihe:
Eines Tages vielleicht
wirst du dich erinnern,
wirst du von den Schatten
der Bäume sprechen,
die einmal
längs des Weges standen,
der deinen Schritt trug.
Eines Tages vielleicht
wirst du dich erinnern,
wirst du deinen Enkeln
von den Blumen erzählen,
die einst
auf dem Feld blühten
wo heute die Stadt steht.
Eines Tages vielleicht
wirst du dich erinnern,
daß es einmal Vögel gab,
die des Abends und des Nachts
dort in des Hecken gesungen haben,
wo heute
die Autobahn
die Felder zerschneidet.
Eines Tages vielleicht
wirst du dich erinnern,
daß unter den Steinen
in den Wassern des Baches,
einmal Krebse und Fische
gelebt haben,
die an den Chemikalien
in den Abwässern,
langsam zugrunde gegangen sind.
Eines Tages vielleicht
wird sich mancher erinnern,
daß es einmal Sitte war
sich für eine Gabe zu bedanken,
die zu fordern ihm heute
zur Selbstverständlichkeit
geworden ist.
Eines Tages vielleicht,
wenn der Profit
endlich einmal fett
und übersättigt ist,
werden wir nicht mehr sterben,
sondern langsam krepieren,
wie die Maden im vergifteten Speck,
ohne zu wissen,
wofür wir eigentlich gelebt haben.
Eines Tages vielleicht…..
Vielleicht schon bald.
Aus Abschied nehmen ist wie leises Sterben – von Gottlob Haag – Verlag Wilfried Eppe – 1986 – ISBN 3890892051
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