Frankreich, Ende Juli 1945. Klara, eine aus Frankreich deportierte Deutsche, hat 29 Monate im Konzentrationslager Auschwitz verbracht. Sie ist eine der letzten heimkehrenden Überlebenden. Ihre Schwägerin Angelika nimmt sich Klara an und hält diese > neue Zeit < mit Klara in einem Tagebuch fest. Klara ist total abgemagert und ihr Wesen hat sich sehr verändert.
>Klara: Ich fühle mich schuldig für all die Toten. Vernünftiger Weise kehrt man aus der Hölle nicht zurück.< – Seite 42
Angelika versucht ihrer Schwägerin halt zu geben, ein kräftezehrendes Unterfangen. Denn Klara ist nicht mehr die junge Frau, die sie noch vor einigen Monaten war, ihre Seele ist qualvoll gestorben. Sie will ihre Tochter nicht sehen und sie auch nicht wiederhaben. Sie hat andere Pläne.
>Was wem und wofür vergeben, man weiß es nicht. Ich habe dir gesagt, es gibt nichts was auf diese Welt zuträfe. Nein, Vergebung hat keinen Sinn. Kann ein Wort dem einen Sinn aufzwingen, was keinen hat….es wäre wünschenswert…diejehnigen, die sprechen, bleiben in dem andauernden Bemühen, eine Annäherung zu versuchen, und in der ewigen Frage, lüge ich? Was mich betrifft, so werde ich den Rest meines Lebens nicht damit fertig werden, zu wissen, daß ich nicht geträumt habe…daß es kein Albtraum übergeschnappter Idioten war……< – Seite 110
Immer mehr offenbart Klara einige Fragmente von Auschwitz. Und immer mehr wird es verständlicher warum Klara ihre Tochter ablehnt und wünscht, dass man ihr erklärt, ihre Mutter sei in Auschwitz umgekommen.
>Ich werde den Rest meines Lebens nicht damit fertig werden, diese Sprache zu töten. Tag für Tag werde ich alle zarten Triebe, die nachwachsen könnten, die zwangsläufig nachwachsen, abschneiden, bis der Saft versiegt. Dann sterbe ich vielleicht…..Wenn ich wieder Deutsch spräche, hätte ich Angst, dass diese Sprache mir plötzlich ins Gesicht bellt. Alle Deutsche müssen damit leben, mit dieser Bedrohung. Aber das deutsche Volk wird immer mein Volk bleiben, die deutsche Nation meine Nation, selbst wenn ich kein deutsches Wort mehr schreibe, kein deutsches Wort mehr ausspreche, in meinem Innersten weint diese Sprache. < – Seite 119
Soazig Aaron hat mit > Klaras NEIN < ein wichtiges Zeitdokument geschaffen. Diese Tagebuch-Erzählung, ist alles andere als leichte Kost, doch durch die intelligente und gehobene Erzählweise wird dieses Buch zu etwas ganz besonderen. Literarisch wie inhaltlich wertvoll. Große Leseempfehlung!
Sabine Krass
Das Cover zeigt eine Tuschezeichnung, die, und das ist spekulativ, da ich keine Informationen finden konnte, wohl dunkelgrauen Rauch oder einfach den Gemütszustand von Klara zeigen.
- Klaras NEIN
- Soazig Aaron
- Tagebuch-Erzählung
- Friedenauer Presse
- ISBN: 3932109325
- 187 Seiten
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