Ich besuche Karl, einmal die Woche für zwei Stunden, in meiner Tätigkeit als Hospizbegleitung. Karl und ich, wir haben uns gleich sehr gut verstanden. In den zwei Stunden entlaste ich seine Frau Gerda, sie geht dann ins Hallenbad schwimmen. Karl und Gerda waren schon immer ein sehr reges und sportliches Paar. Schwimmen, wandern, walken und gerne auf Reisen. Das kann Karl seit fast 3 Jahren nicht mehr, er ist sehr schwer Herzkrank, alles strengt ihn immens an. Damit hadert er jetzt, dass er nicht mehr so kann wie er möchte, mit seinen fast 80 Jahren. Großgewachsen und ausgezehrt sitzt er neben mir in seinem Rollstuhl. Das Wohnzimmer scheint auf Anschlag beheizt. Doch Karl friert noch trotz der Decke über seinen Beinen. Er bittet mich den Heizlüfter zusätzlich einzuschalten, mir rollen die Schweißperlen den Nacken herunter. Karl sieht gerne fern, der Ton ist laut damit er auch etwas verstehen kann. Mittendrin unterhalten wir uns über sein Lieblingsthema: Autos. Er erzählt von seiner Lehrzeit, von seinen Fahrzeugen und seiner Leidenschaft, das Motorrad fahren. Bei seinen Erzählungen entstehen häufiger Lücken weil ihm die passenden Worte nicht einfallen möchten. Er entschuldigt sich oft. Ich erkläre ihm, das es keine Eile hätte, ich habe Zeit für ihn. Er stützt seinen Ellenbogen auf die Rollstuhllehne und neigt den Kopf auf seinen erhobenen Handrücken, er scheint zu überlegen. Nach ein paar Minuten, hebt er den Kopf und fragt > Ist das bei euch auch so?< ich warte auf eine weitere Ausführung. Karl nochmals > Ist das bei euch auch so ?> > Was genau < frage ich nach. > Ist das bei euch auch so, dass der Auspuff hinten ist < Ich gebe zu, ich bin im ersten Moment recht verblüfft über diese Frage. > Ja Karl, bei unserem Auto ist das auch so < Karl strahlt mich an. Ich mag ihn.