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> Im Frühling sterben < von Ralf Rothmann

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Dies ist mein erstes Buch von Ralf Rothmann, das ich gelesen habe, doch ganz sicher nicht mein letztes.

Wir lernen Walter kennen. Sein Sohn erzählt von seinem sehr melancholischen, hochanständigen Vater. Die Nähe zwischen den beiden wollte nie so richtig glücken. Walter, arbeitet bis zu seiner frühen Berentung, als Hauer unter Tage. Aus Scham scheint er Alkoholiker geworden zu sein. Doch ist Walter ein in sich gekehrter Mensch, er hat alles ertragen. Das es da ein Geheimnis gibt, spürte sein Sohn schon sehr lange. Doch nun, im Jahre 1987, kündigt sich dem sechzigjährigen Walter der baldige Tod an und sein Sohn möchte von ihm wissen, was im Frühjahr 1945 genau geschah.

Norddeutschland 1945, Walter und sein Freund Friedrich < Fiete < , zwei siebzehnjährigen Melker, werden im Februar 1945, zwangsrekrutiert. Walter kommt zur Versorgungseinheit der SS, Fiete an die Front. Die bescheidenen Zukunftspläne der beiden rücken in weite Ferne. Fiete, desertiert, wird gefasst und zum Tode verurteilt.

>Möchtest du im Kampf verrecken kurz vor Feierabend, im Schlamm? Oder dich von den Russen einkassieren lassen und den Rest deines Lebens bei vierzig Grad Frost im Bergwerk verbringen? Ich hab der Ortrud Kinder versprochen, mein Freund. Mindestens drei….< – Seite 68

Walter wird von seinem boshaften Vorgesetzten für das Erschießungskommando für Fiete eingeteilt.

Ralf Rothmann schildert sehr eindrücklich die letzten Wochen vor Kriegsende 1945. Die leitenden Offiziere steigern ihren Zynismus über die Maßen an den eigenen Leuten. Es wird noch sinnloser getötet als je zuvor. Walter überlebt diese Schreckenszeit zwar, doch sie lässt ihn sein Leben lang nicht mehr los. Dies trägt auch sein Sohn mit, denn sein Vater gehört zu der > verschwiegenen Generation <, er ist ein > Zeitzeuge < und für immer gebrandmarkt. Ralf Rothmann hat in seinem Roman ein Zeitzeugnis geschaffen, dass unter die Haut geht. Er zeichnet primär ein Schicksal heraus, das von Walter. Walter, ein junger, verlässlicher und akkurater Mann, der den Spitznamen < Ata < trug. Walter steht bezeichnend für ein gestohlenes Leben, ein Leben, dass die Grausamkeiten nie wieder vergessen konnte. > Im Frühling sterben < ist ein Antikriegsroman und unbedingt lesenswert!

Sabine Krass

Das Cover zeigt ein paar kahle Äste auf weißem Grund.

  • Im Frühling sterben
  • Ralf Rothmann
  • Roman
  • Suhrkamp Verlag
  • ISBN: 9783518466803
  • 233 Seiten

#gegendasvergessen

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