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> Ich bleibe hier < von Marco Balzano

Rezensionsexemplar – Unbezahlte Werbung

Ein Buch das seine wahre Geschichte so eindringlich offenbart, dass man sich mit den Bewohnern von Graun, mit Südtirol, intensiv verbunden fühlt.

Trina , die Ich – Erzählerin, schreibt ihre Erlebnisse für ihre Tochter Marcia nieder.

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele. – ( So auf dem Buchrücken beschrieben )

Hitler und Mussolini haben gemeinsam die > Große Option < ausgehandelt. Den Bewohnern von Südtirol ist es untersagt, weiterhin Deutsch zu sprechen. Italienisch soll zur Muttersprache erzwungen werden. Wer dies nicht will, soll nach Deutschland auswandern.

Vom ersten Augenblick hieß es : Wir gegen sie. Die Sprache des einen gegen die des anderen. Die Arroganz der plötzlichen Macht gegen das Pochen auf jahrhundertealte Wurzeln. – ( Seite 32 )

Trina und ihre Familie bleiben, sie lernt italienisch um als Lehrerin überhaupt unterrichten zu dürfen. Doch heimlich, in den Katakomben, lehrt sie die deutsche Sprache.

Ein weiterer Schicksalsschlag klopft an die Türe. Ein Staudamm soll durch viele südtiroler Orte entstehen. Und wieder steht die Bevölkerung vor einer schweren Entscheidung. Bleiben oder gehen. Die Lage wird immer angespannter zwischen den Pro – und Contra Parteien. Doch Trina und ihr Mann Erich leisten Widerstand. Ein sehr gefährliches Unterfangen.

Vorwärts gehen, wie Mutter zu sagen pflegte, das ist die einzige Richtung, die erlaubt ist. Sonst hätte uns Gott die Augen seitlich gemacht. Wie den Fischen.  – ( Seite 280 )

Marco Balzano hat seinen historischen Roman, den Menschen des Widerstandes, den Südtirolern, den Entwurzelten gewidmet. Dem ertragenen Leid und dem beachtlichen Mut, wurde hier Ehre gezollt. Der Autor vermittelt sehr anschaulich, den schmerzlichen Verlust von Sprache und Heimat und zeigt explizit das Schicksal einer Familie auf, der Familie von Trina. Der Stil ist eindrücklich, klar und Emotionen erzeugend. Tief ergriffen ist der Blick auf diese Ausweglosigkeit. Gespannt beobachtet man die Taten des Widerstandes. Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen und kann ihn wärmstens empfehlen.

Diogenes Verlag / ISBN: 9783257071214 / 285 Seiten / Erschienen Juli 2020

Aus dem Italienischen von Maja Pflug

???? von 5

Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Neben dem Schreiben arbeitet er als Lehrer für Literatur an einem Mailänder Gymnasium. Mit seinem letzten Roman, ›Das Leben wartet nicht‹, gewann er den Premio Campiello, mit ›Ich bleibe hier‹ war er nominiert für den Premio Strega. Er lebt mit seiner Familie in Mailand. –    ( Quelle Diogenes Verlag)

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