Der Bienenzüchter Sergejitsch lebt alleine in der grauen Zone. Dort bekämpfen sich ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten. Nur Sergej und sein Kindheitsfeind Paschka sind im Ort geblieben. Alle anderen Bewohner sind geflohen oder zu Tode gekommen. Doch in dieser Not, die dieser Krieg mit sich führt, nähern sich die zwei Männer, mehr als behutsam an. Sergejitsch lebt für seine Bienen. Er behütet sie wie seinen wertvollsten Augapfel.
> Merkt euch!<, sagte er und blickte auf die Bienenstöcke, die hinter den Metallplatten verborgen waren. > Wir haben jetzt eine neue Adresse! Schewtschenkostraße! Das Haus ist Nummer siebenunddreißig geblieben, nur die Straße ist eine andere!< Sergejitsch stand noch eine Weile vor seinen Bienenstöcken und lauschte auf die Stille. Ihm schien, als hörte er in der Stille des Schuppens ein Bienensummen. Also hatten sie ihn ebenfalls gehört. Es konnte garnicht anders sein. ( Seite 125 )
Im dritten Frühling des Krieges, beschließt Sergejitsch seine Bienen aus der gefährlichen Kriegszone zu bringen, um ihnen eine unbeschwerte Zeit zu ermöglichen. Sie sollten in Ruhe ihren Nektar sammeln dürfen.
>………….Abrupt lief er los zu den Bienestöcken, zu seinen vom Schicksal gebeutelten Bienen – Flüchtlingen.< ( Seite 287 )
Doch auf seiner Reise und seinen Stationen trifft Sergejitsch nicht immer auf Freeundlichkeit. Dabei ist sein bestreben doch so einfach und pragmatisch.
> Sergejitsch grinste über seine Gedanken, weil er sich dabei ertappte, dass er gleichzeitig für sich, für das Auto und für die Bienen dachte. Als wären sie alle eine Familie, die dieselbe Sprache sprach. So war es ja auch. < ( Seite 290)
Andrej Kurkow gewährt in seinem Buch den Blick auf Konflikte und ihre Auswirkungen. Doch nicht nur dies. Er führt uns mit weisen Worten durch Situationen und durch die Natur. > Graue Bienen < ist ein entschleunigendes Buch, das unaufgeregt mit einer Portion Ironie und einer Prise Humor daher kommt. In der Tat hätte es der Story gut getan, sie nicht so ausschweifen zu lassen. So wurde sie im Kaugummi – Style in die Länge gezogen. Die zuerst aufkommende Süße, gar honiggleich, verlor sich beim immerwährenden kauen. Trotz diesen Abstrichen spricht es für eine Leseempfehlung!
Diogenes Verlag / 9783257070828 / 444 Seiten
Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Sein Roman ›Picknick auf dem Eis‹ ist ein Welterfolg. Kurkow lebt als freier Schriftsteller in Kiew und arbeitet auch für Radio und Fernsehen. ( Quelle Diogenes Verlag )
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