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> Gerron < von Charles Lewinsky

Rezensionsexemplar – Unbezahlte Werbung

Kurt Gerron, Schauspieler und Regisseur, war einmal ein Stern der UFA. Jedoch ist er jüdischer Abstammung und nach der Machtergreifung des Reichskanzlers und seiner Konsorten muss Kurt Gerron wie so viele um das nackte Überleben kämpfen und flieht zuerst ins benachbarte Ausland. Hier wiegt er sich mit seiner Frau Olga erst einmal in Sicherheit und hofft, dass dieser abscheuliche Spuk schnell vorbei ist. Er ist sich absolut sicher, dass seiner Frau und ihm nichts Schlimmes passieren kann. Denn er, Kurt Gerron ist weltbekannt, er ist ein Star. Er hat diese berühmte Moritat als Mackie Messer in der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht gesungen:

>Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht……………………………>

Kurt Gerron und seine Olga landen im Lager Theresienstadt. Sie haben den Status von Promi – Juden und gewisse kleine Vorteile. 1944 – in der Welt sickert nun durch, wie in Deutschland mit den Juden verfahren wird. Das ruft Folgendes auf den Plan. Kurt Gerron soll in Theresienstadt einen Film drehen > Der Führer schenkt den Juden eine Stadt<. (Dokus auf YouTube vorhanden)Kurt Gerron möchte diesen Film nicht machen, doch dann kommen er und seine Frau auf die Liste nach Auschwitz.

Ein großes Dilemma, Kurt Gerron sitzt in seiner Baracke und sinniert über sein Leben. Im 1. Weltkrieg durch einen Granatsplitter so verwundet, dass er keine Kinder zeugen kann. Medizinstudium für die Bühne aufgegeben. Arbeitet mit Max Reinhart, Fritz Haber, Heinrich George, Magda Schneider, Marlene Dietrich, Willy Fritsch und Bert Brecht, um nur einige zu nennen. Der große Heinz Rühmann konnte ihm nicht helfen, da Rühmann gut mit dem Propagandaminister bekannt war.

Es gibt noch vieles mehr zu erzählen über diesen überaus berührenden, bestürzenden Roman von Charles Lewinsky. Doch dann würde ich zu sehr ausschweifen. Dies wäre auch gleich mein einziger Kritikpunkt an diesem Roman. Charles Lewinsky schreibt in einer sehr flüssigen, poetischen und mit einer guten Brise an Ironie, jedoch sind seine Passagen teilweise zu überladen und ausschweifend. Eine verschlankte Version hätte dem Roman gut gestanden. Doch das Entscheidende ist: >Gerron < ist ein großartiges Buch mit viel Charme und Esprit. Charles Lewinsky hat Kurt Gerron eine Stimme gegeben und dem Künstler ein würdevolles Andenken geschaffen. Somit eine sehr große, nein, herzliche Leseempfehlung!

Sabine Krass

Das Cover zeigt ein Selbstbildnis von Max Beckmann > Selbstbildnis mit Kugel < aus dem Jahre 1936. Zu sehen ein Mann der eine große Kugel, in der Größe eines Balls, an sich hält.

  • Gerron
  • Charles Lewinsky
  • Roman
  • Diogenes Verlag
  • ISBN: 9783257245912
  • 702 Seiten

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