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Gedichte von Gottlob Haag 6.0 > Einstweilen <

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Einstweilen

Den Tag zu Ende gebracht,

haben wir den Abend

nach Hause getragen.

Wir verweigern der Zeit

den Gehorsam,

die draußen die Stimmen

der Passanten

gegen Mitternacht reitet.

 

Einstweilen

befassen wir uns noch

mit Nebensächlichkeiten,

telefonieren

schreiben Briefe,

setzen uns hinter die Zeitung

und versuchen

zwischen Schwarz und Weiß

die Wahrheit zu entziffern.

 

Wir deffinieren Begriffe,

die uns in ihrer Doppeldeutigkeit

interessant und wichtig

erscheinen

und lassen uns dazu verführen,

die Meinungen anderer

zu konsumieren,

bis wir am Ende

selbst daran glauben,

es seien unsere eigenen.

 

Andere sorgen dafür

und halten uns auf Trab, daß wir nicht

zum Nachdenken kommen,

denn dies könnte ihren Plänen

gefährlich werden.

 

Die Glieder unserer Sprache

beginnen zu versteeifen

und wir sind weiter nichts

als dienbare Geister

in einer Zeit,

die nur noch den Interessen

einzelner die Möglichkeit bietet,

Profite zu erzielen

und über uns zu herrschen.

 

Doch keiner klage,

jedem kommt zu,

wass er verdient.

 

 

Aus Abschied nehmen ist wie leises Sterben von Gottlob Haag. 1986 im Eppe Verlag erschienen. ISBN: 3890892051 / Seite 15

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