Einstweilen
Den Tag zu Ende gebracht,
haben wir den Abend
nach Hause getragen.
Wir verweigern der Zeit
den Gehorsam,
die draußen die Stimmen
der Passanten
gegen Mitternacht reitet.
Einstweilen
befassen wir uns noch
mit Nebensächlichkeiten,
telefonieren
schreiben Briefe,
setzen uns hinter die Zeitung
und versuchen
zwischen Schwarz und Weiß
die Wahrheit zu entziffern.
Wir deffinieren Begriffe,
die uns in ihrer Doppeldeutigkeit
interessant und wichtig
erscheinen
und lassen uns dazu verführen,
die Meinungen anderer
zu konsumieren,
bis wir am Ende
selbst daran glauben,
es seien unsere eigenen.
Andere sorgen dafür
und halten uns auf Trab, daß wir nicht
zum Nachdenken kommen,
denn dies könnte ihren Plänen
gefährlich werden.
Die Glieder unserer Sprache
beginnen zu versteeifen
und wir sind weiter nichts
als dienbare Geister
in einer Zeit,
die nur noch den Interessen
einzelner die Möglichkeit bietet,
Profite zu erzielen
und über uns zu herrschen.
Doch keiner klage,
jedem kommt zu,
wass er verdient.
Aus Abschied nehmen ist wie leises Sterben von Gottlob Haag. 1986 im Eppe Verlag erschienen. ISBN: 3890892051 / Seite 15
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