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Für Anna ~ Eine Belichtung von Simone Scharbert

Nach „du, alice” und „Rosa in Grau. Eine Heimsuchung” erschien nun „Für Anna. Eine Belichtung” von Simone Scharbert. Eines vorweg: Für alle, die sprachliche Schöngeistigkeit zu schätzen und zu genießen wissen, sind die Werke von Simone Scharbert genau das Richtige.

Anna Atkins, die 1799 in Tonbridge (England) geboren wurde und 1871 in Halstead starb, gilt heute als eine der ersten Fotografinnen. Sie wirkten in einer Zeit, in der die bildliche Darstellung hauptsächlich von Malerei und Illustration geprägt war. Atkins erweiterte jedoch diese Grenzen und hinterließ ein Vermächtnis von unschätzbarem Wert für Kunst und Wissenschaft.

Atkins verwendete ein Verfahren, das zu dieser Zeit revolutionär war: die Cyanotypie. Dabei handelt es sich um einen einfachen und manuellen Prozess, der Licht und UV-empfindlich beschichtetes Papier nutzt, um Bilder zu erzeugen. Dieses Verfahren, das als Vorläufer der modernen Fotografie angesehen wird, ermöglichte die Erstellung präziser und detaillierter Dokumentationen, ohne auf traditionelle Illustrationsmethoden angewiesen zu sein. Atkins beherrschte diese Technik meisterhaft und nutzte sie dazu, Kunst und Wissenschaft zu verknüpfen. Sie beschäftigte sich mit der gründlichen Dokumentation botanischer Untersuchungen und brachte Publikationen heraus, die als wegweisend angesehen werden. Ihr berühmtestes Buch, Photographs of British Algae: Cyanotype Impressions, war das erste Werk, das vollständig mit fotografischen Techniken gestaltet wurde. Es stellte für Forscher*innen eine neue Option dar, Pflanzen und ihre Einzelheiten genau zu dokumentieren und aufzubewahren.

Anna Atkins trug zwar maßgeblich zur Wissenschaft des viktorianischen Zeitalters bei, wurde jedoch über lange Zeit kaum beachtet. Zunächst erregten ihre Arbeiten keine Aufmerksamkeit da die Fotografie noch in den Anfängen steckte und ihre Rolle als Frau in einem von Männern dominierten Wissenschaftsbereich eine Herausforderung darstellte. Ihr innovativer Ansatz und ihre visionäre Arbeit wurden erst später umfassend anerkannt.

Anna Atkins war ihrer Epoche weit voraus. Sie prägte die Anfänge der Fotografie mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer Hingabe für Wissenschaft und Kunst und schenkte der Welt eine neue Perspektive auf die Natur und deren Schönheit. Ihr Leben und Werk demonstrieren eindrucksvoll die Kraft der Innovation und die Möglichkeiten, die sich aus der Verbindung von Wissenschaft und Kreativität ergeben.

„Das Licht macht alles mit. Verbirgt sich, gibt sich rücksichtsvoll, blendet nicht. Zeigt sich sacht, als läge darin ein Trost.”

Soweit die wissenschaftliche Seite in Anna Atkins Leben. Simone Scharberts Belichtung ist weitreichender, denn sie schenkt Einblicke in das familiäre Leben von Anna. Als Anna geboren wird stirbt ihre Mutter bei der Geburt. Der Vater, John George Children, ist zwar viel auf Reisen, doch Anna wächst dennoch mit viel Liebe und großer Förderung auf. Auch Childrens zweite Frau, die Neu-Mutter stirbt nur ein paar Monate nach der Heirat. Der Tod und der damit verbundene Verlust ist ein zentrales Thema in der Familie. Ebenfalls Annas Sehnsucht nach der, einer Mutter. Ist das der Antrieb etwas zu schaffen, was sie für immer festhalten kann, die Cyanotypie?

Simone Scharberts subtiler Prosatext ist wie eine sanfte Umarmung. Sie führt durch das faszinierende Leben von Anna Atkins und rückt sie ins Licht, belichtet sie. So schön und so fein.

Auf dem Cover ist eine Cyanotypie von Simone Scharbert abgebildet. Auf einem dunkelblauen Hintergrund schillern blaue und weiße Nuancen. Alle Texte sind in Weiß gestaltet.

  • Für Anna
  • Eine Belichtung
  • Simone Scharbert
  • Verlag Voland & Quist
  • ISBN: 9783942375757
  • 180 Seiten
  • Erschienen im März 2025

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