Der Ich-Erzähler Dima scheint desillusioniert. Mit seinen Eltern kam er vor rund fünfundzwanzig Jahren von der Ukraine nach Deutschland. Die Hoffnung gemeinsam das Glück zu finden, gelingt nicht. Die Mutter ist gänzlich in ihren Katzenwahn verfallen, Dima erzählt von sibirischen Katzen die gerne überall markieren. Der Vater, in sich versunken und in seiner Passivität gefangen. Der junge Dima will endlich dazu gehören, er will kein Migrant sein, sondern endlich ein deutscher Mitbürger. Doch hat er wohl die deutsche Bürokratie unterschätzt, denn die will nochmals die Geburtsurkunde von Dima. Den deutschen Bestimmungen dürstet es nach einer Formalie, aus Kiew mit Beglaubigung. Und so macht sich Dima auf in sein Herkunftsland und taucht ein in die ukrainische Korruption.
Dmitrji Kapitelman erzählt die Geschichte der Migration und des Nicht-Dazu Gehörens. Dima und seine Eltern sind irgendwo dazwischen. Doch Dima hat die Möglichkeit sein Leben in eine andere Bahn zu lenken. Dazu wird er erst einmal zurückkatapultiert auf Start und Los.
Die Thematik fand ich einfach spannend und die hat der Autor auch auf den ersten Blick sehr gefühlvoll wieder gegeben. Leider war fast jeder Satz in Ironie getränkt, dass die ergreifende Geschichte, immer mehr ertrank. Erfreulicherweise kam der Wendepunkt und der Erzählton änderte sich. Das konnte mich versöhnen, denn nun traf die Story den Kern. Die Entwurzelung in ihren aufrichtigen Emotionen. Positiv ist die Sprachkunst des Autors, er jongliert die Wörter in ein kunstvolles Gebilde.
Sabine Krass
Das Cover ist in einem hellen Blau gehalten, darauf zu sehen die Rückansicht eines laufenden Mannes mit Rucksack, umgeben von fünf Katzen.
- Eine Formalie in Kiew
- Dmitrij Kapitelman
- Hanser Berlin
- ISBN:9783446269378
- 175 Seiten
Schreibe einen Kommentar