
Der Roman beginnt an einem Abend in Thailand: Der Kambodschaner Arun, der mit seinem Freund, dem Franzosen Oliver gemeinsam Urlaub macht, flieht nach einem Streit in eine Bar an einem kleinen Fischerhafen. Arun hat genug von seinem Freund der meint ihn zu besitzen und ihn immer wieder betrügt, wie zuletzt in ihrem gemeinsamen Urlaub. In der Bar wird ihm ein Drink angeboten und wenige Stunden später findet er sich ohne Papiere und Handy auf einer Matratze in einem verschlossenen Raum wieder: im Laderaum eines Fischerbootes auf offener See.
Arun wird unter furchtbarsten Bedingungen gezwungen, als Fischer auf einer Fischereiflotte zu arbeiten. Er und seine „Kollegen“ werden ausgebeutet und unter menschenverachtenden Voraussetzungen wie Sklaven gefangengehalten.
„Die Fischerei in Thailand: Ein Wirtschaftszweig, der auf kostenlose Arbeitskräfte angewiesen ist. Mehr als zweihunderttausend Männer, die auf hoher See festgehalten werden. Der Preis für ein Menschenleben: ein paar hundert Euro. Von Geisterflotten und verschollenen Männern. Der wahre Preis der Garnelen, die wir verspeisen.”
Unterdessen kehrt Olivier nach Paris zurück, hat von Arun nichts mehr gehört, glaubt zunächst, Aruns Verschwinden sei eine Entscheidung gewesen und er wäre zu seiner Familie nach Kambodscha zurückgekehrt. Doch als er in Paris auf ein hinterlassenes Notizbuch stößt, beginnt seine Vermutung zu bröckeln und er begibt sich auf die abenteuerliche und spannende Suche nach seinem Freund.
Der Roman verbindet persönliche Schicksale mit globalen Themen: Ausbeutung, Menschenhandel und moderne Sklaverei im asiatischen Fischereiwesen. Gleichzeitig stehen auch die Machtverhältnisse auf dem Spiel. Beziehungen, Identität und das Thema der Freiheit sowie deren Verlust. Dies betrifft sowohl individuelle als auch umfassende, globale Kontexte. Auch die unterschiedlichen Umweltaspekte, die Zerstörung der Meere und die ethischen Konsequenzen unseres Konsumverhaltens brachten mich zum Nachdenken und zum Recherchieren.
Die Erzählung dieser Geschichte erfolgt aus verschiedenen Blickwinkeln: Arun, Olivier und Oliviers Schwester Sophie. Die einzelnen Kapitel wechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wodurch ein interessantes und tiefgreifendes Porträt der einzelnen Personen entsteht. „Ein Schrei im Ozean“ ist eine fesselnde und bewegende literarische Erzählung, die Thriller-Elemente und emotionale Tiefe vereint und sich als echter Pageturner entpuppte. Ausgesprochene Leseempfehlung!
Das Cover zeigt tosende Wellen in verschiedenen Blau- und Weißtönen. Die Schriften sind in Dunkelblau und Rot gehalten.
- Ein Schrei im Ozean
- Benoit d`Halluin
- Roman
- Karl Rauch Verlag
- ISBN: 978-3-7920-0296-4
- 440 Seiten
- Übersetzt von Paul Sourzac
- Erschienen 2025
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