Alice James, (1848 – 1892) Schwester des Schriftstellers Henry James und des Philosophen und Psychologen William James lebte im Schatten ihrer berühmten Brüder. Alice war das jüngste von den fünf Geschwistern und das einzige Mädchen. Während ihre Brüder die besten Schulen und Universitäten besuchten, blieb es Alice verwehrt. Die Konventionen in dieser Zeit machten es unmöglich. Mit 13 Jahren erkrankte sie an Hysterie und konnte sich zeitlebens nicht mehr davon erholen. Alice war immer wieder an Korsett und Bett gebunden. Von den gewagten Behandlungsmethoden ganz zu schweigen.
Doch Alice entpuppte sich als wahre Kämpfernatur. Sie las viel und eignete sich so ihr Wissen an. In ihren Tagebucheinträgen, die sie drei Jahre vor ihrem Tod begann, spiegelt sich die geistige Leidenschaft. Ihre Lebensgefährtin Katharine Loring sendete die Abschriften der Tagebücher Henry und William. Beide lehnten eine Veröffentlichung der Schriften ab. Katherine ließ sie 1934 veröffentlichen und Alice erlang posthum den Ruhm, der ihr zu Lebzeiten verwehrt wurde. Sie wurde zu einer feministischen Symbolfigur.
Simone Scharberts poetische Spurensuche glänzt durch ihre facettenreiche Sprachkunst. Eine Anrufung – steht als Untertitel. Die Autorin ruft Alice an – du, alice. Alice wird sichtbar gemacht, erhält Achtung und Wertschätzung. Andere illustre Wegbegleiter von Alice sind ebenfalls erwähnt und am Ende biografisch vorgestellt. Die kontinuierliche Kleinschreibung verleiht dieser berührenden Hommage ein ganz besonderes Flair.
- du, alice
- eine anrufung
- Simone Scharbert
- Edition Azur
- ISBN: 9783942375689
- Neuauflage des vergriffenen Bandes von 2019
- 2024
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