Der Bestsellerautor Gustav Meyrink erhält 1918 ein außergewöhnliches Angebot vom Auswärtigen Amt in Berlin. Gegen ein stattliches Honorar soll Gustav Meyrink einen Roman schreiben. Einen Roman über die Schuldfrage betreffend des 1. Weltkrieges. Die Freimaurer, die sollen es gewesen sein, sie sollen alle Schuld dieses Krieges tragen. Nun die Richtschnur, über die ist sich der vermeintliche Autor gewiss, doch plagen ihn große Zweifel. Er soll die Schuld belegen. Doch all seine Bedenken werden unter der Honorarsumme gedämmt. Er nimmt den Auftrag an.
Und <, sagt Meyrink, > warum die Freimaurer? Glauben Sie denn sie Freimaurer hätten all dies angezettelt? < > Darauf kommt es nicht an. Ich bin Beamter. Da gibt es Weisungen. Weisung kommt von Weisheit, und die kommt – von oben. Wenn Sie den kleinen Scherz ertragen. Danke sehr.<
( Seite 75 )
Der erste Vorschuß wird überwiesen, doch Gustav Meyrink befindet sich in einer Schreibkrise. Das Auswärtige Amt lässt er im Glauben, er wäre mittendrin in dem gewünschten Verschwörungsroman.
>Das Einzige, wovor man als Schriftsteller keine Angst haben darf, ist das weiße Blatt Papier – nur davor, was dahinter ist. Ich habe dieses leere Blatt immer als Tür gesehen: Mal drückt man vorsichtig die Klinke und öffnet einen Spalt, manchmal muss man sie beherzt eintreten. Und manchmal steht man eine Ewigkeit vor dieser Tür und wartet auf Einlass: So geht es mir gerade.<
( Seite 164 )
Doch Lügen haben bekanntlich kurze Beine und der Autor gerät in zeitliche Not. Er muss liefern.
Christoph Poschenrieder hat sich hier einem nicht gerade leichten Stoff angenommen, denn der Roman beruht auf wahre Begebenheiten. Er zeigt hier sehr wichtige Monate des Jahres 1918 auf. Erich Mühsam, ein anarchistischer Schriftsteller trifft sich immer wieder mit Gustav Meyrink. Kurt Eisner, treibt seine politischen Vorhaben vehement voran. Er ist der maßgebliche Anführer der Novemberrevolution 1918 und wird der erste Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Allein schon der geschichtlichen Zusammenhänge wegen, ist > Der unsichtbare Roman < äußerst interessant. Christoph Poschenrieder führt mit dezent eingesetztem Humor und einer gut dosierten Menge an Ironie durch diese geschichtsträchtigen Seiten. Mit Recherchenotizen, seitens Gustav Meyrink, belegt er den Sachverhalt glaubwürdig. Klare Leseempfehlung.
Diogenes Verlag / ISBN: 9783257070774 / 270 Seiten / Erschienen 2019
Christoph Poschenrieder, geboren 1964 bei Boston, studierte Philosophie in München und Journalismus in New York. Seit 1993 arbeitet er als freier Journalist und Autor von Dokumentarfilmen. Heute konzentriert er sich auf das literarische Schreiben. Sein Debüt ›Die Welt ist im Kopf‹ wurde vom Feuilleton gefeiert und war auch international erfolgreich. Mit ›Das Sandkorn‹ war er 2014 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Christoph Poschenrieder lebt in München. ( Quelle Diogenes Verlag )
Ebenfalls hier besprochen:https://tausendléxi.de/christoph-poschenrieder-kind-ohne-namen
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