Passanten entdecken eine junge Frau auf dem Dach eines Hauses. Will sie springen? Die Aufregung ist verständlicherweise groß. Die Polizei sperrt das Gebäude ab. Immer mehr Schaulustige kommen vor dem Haus zusammen und reagieren unterschiedlich auf dieses Ereignis. Sie beobachten und diskutieren, sie versuchen mit ihren Handys den Moment einzufangen. Doch es gibt auch Menschen unter ihnen, die die junge Frau auffordern und animieren endlich zu springen.
Manu steht auf dem Dach. Viele Menschen sind unter ihr auf der Straße und schauen zu ihr herauf. Sie sieht auf sie herab. Was geht in Manu vor? Warum tut sie so etwas? Was ist denn der Anlass? Manu liebt Pflanzen und gewährt unzureichend gepflegten Pflanzen, ganz egal wem sie gehören, ein Topfpflanzenasyl.
> Tja,< sagte Manu und hob das Weidenröschen in die ausgehobene Vertiefung, < genau so geht es den Pflanzen, die man in töpfe sperrt. Man isoliert sie. Pflanzen sind sensible Wesen, sie können unterirdisch über die Wurzeln miteinander kommunizieren, sie bilden Wurzelgeflechte, mit denen die sich gegen Unwetter wappnen, sie bilden eine Gemeinschaft, verstehst du? < Finn nickte.
Finn ist Manus Freund, er ist schockiert, als er Manu auf dem Dach stehen sieht. Er bemüht sich den Kontakt zu ihr herzustellen, um sie zu retten. Kann er es schaffen?
Diese junge Frau auf dem Dach, löst bei einigen Gaffern und Anwohnern verschiedene Emotionen aus, die nicht immer als positiv zu werten sind. Ein mehr recht als schlecht gehender Lebensmittelladen macht in diesen Stunden einen gelungenen Umsatz, wie schon lange nicht mehr. Ein gemobbte Jugendliche knüpft Kontakte und erweist sich als eine sehr zuverlässige Person. Ein junger Polizist überdenkt seine Lebenssituation. Wiederum andere brechen aus ihrem jetzigen Leben einfach aus.
Typen, die aussahen wie Silas, brauchten keine Möbel, keine Zierleisten und keine Tanzkurse. Eine Matratze, Zahnpasta und frische Unterhosen genügten vollauf, den Rest träumten sich die Frauen zusammen, bis die Realität sich nicht mehr ausblenden ließ.
Mein Fazit: Die Story gestaltete sich sehr interessant. Der Text war flüssig und ohne bedeutenden Schnörkel zu lesen. Einige Protagonisten wurden abwechslungsreich coloriert. Zu Beginn der ersten 100 Seiten bedarf es diesbezüglich etwas Mühe, den Personen zu folgen. Alles in Allem wäre dieses Romangerüst fähig gewesen ein recht passables Haus zu werden. Doch am Schluß wurde dies jäh vereitelt, durch ein für mich so empfundenes, unsäglich, desaströses Ende.
3,5 von 5
Diogenes Verlag / ISBN: 9783257070743 / 328 Seiten
Simone Lappert, geboren 1985 in Aarau in der Schweiz, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Mit ihrem Debütroman ›Wurfschatten‹ stand sie auf der Shortlist des ›aspekte‹-Preises. Sie ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel und Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt ›Babelsprech.International‹. 2019 erschien der Roman ›Der Sprung‹, der für den Schweizer Buchpreis nominiert ist. Sie lebt und arbeitet in Basel und Zürich. Auszeichnungen
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