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Der Gärtner und der Tod ~ Georgi Gospodinov

Der Schriftsteller Georgi Gospodinov erzählt in seinem neuen Roman eine ganz besondere Geschichte. Sie handelt von seinem Vater, der verstorben ist und in seinem Leben mit Freude gegärtnert hat. Der Vater, der bei seiner ersten Krebserkrankung nicht seinen besonderen Humor verlor. Beispielsweise habe sich das Gerücht herumgesprochen, man habe ihm beinahe den Hals durchtrennt, woraufhin der Vater am Telefon mit dem schelmischen Spruch reagiere: „Warte kurz, ich hole meinen Kopf und dann erzähle ich dir alles.“ Oder der Vater, der nach einem Jahr ohne Zwiebeln welche pflanzte und sich plötzlich inmitten einer Schar von Menschen mit derselben Idee wiederfand, sodass er keine Zwiebeln verkaufen konnte. Der Vater, der sich mit seinen Pflanzen, mit seinen Blumen und seinem Gemüse im Garten bestens auskannte und in seiner eigenen geerdeten Welt lebte. Der Vater, der von der damaligen bulgarischen Obrigkeit mit Ressentiments belegt wurde, da er sich den Mund nicht verbieten ließ und dadurch seinen Arbeitsplatz verlor. Er fand sich wieder als Gärtner in einer Psychiatrie und band die Patienten in seine Arbeiten mit ein. Der Vater, ein Mann aus der Nachkriegsgeneration, der Haltung bewahrte und sich nicht beklagte. Der Vater, der immer mit einer ganz besonderen Geschichte aufwartete. Ja, und der Vater, der durch seine Krankheit an Gewicht und an Kraft verlor, bis er nur noch im Bett lag. An seiner Seite: sein Sohn Georgi.

Georgi Gospodinov verknüpft die schmerzhaften Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters mit Mythen, der Bibel, Homer und Susan Sontag. Zudem reflektiert er über Latein als die Sprache des Todes.

„Bisher wusste ich nur, dass das Lateinische eine tote Sprache ist. Jetzt aber weiß ich, dass sie die Sprache des Todes ist. Der Tod spricht Latein”

„Der Gärtner und der Tod” ist ein zutiefst berührendes und zugleich tröstliches Buch. Gospodinov hat seinem Vater ein unbeschreiblich liebevolles Andenken gesetzt. Es ist eine leise Geschichte um eine innige Vater-Sohn-Beziehung die über den Tod hinaus reicht. Sie ist ebenso eine moderne Parabel über die Macht des Alltags, die Schönheit des Einfachen und das unvermeidliche Aufeinandertreffen mit dem Tod. Sie motiviert dazu, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und den Moment auszukosten, mit dem Bewusstsein, dass alles, was wächst, irgendwann vergeht. Eine Ode an das Leben.

„Ob die Blumen nicht in Wahrheit heimliche Periskope der Toten sind, die unter ihnen liegen und die Welt durch ihre Stängel beobachten?”

  • Der Gärtner und der Tod
  • Georgi Gospodinov
  • Roman
  • Aufbau Verlag
  • ISBN: 978-3-351-04261-5
  • 240 Seiten
  • Übersetzt von Alexander Sitzmann
  • Erschienen im Mai 2025

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