Vor 85 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der Pogromnacht, starteten die Nationalsozialisten ihre unfassbaren Verbrechen. Hier in diesem Buch befinden wir uns im Jahre 1946. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, Deutschland hat diesen Krieg verloren und den Kriegsverbrechern soll der Prozess gemacht werden. Im Schloss Farber-Castell finden sich die berühmtesten Schriftsteller und Reporterinnen ein, um über die Nürnberger Prozesse zu berichten. Unter dieser Menge sind Namen wie: Erich Kästner, Erika Mann, Martha Gellhorn, Golo Mann, Willy Brandt, John Dos Passos und Wolfgang Hildesheimer, nur um hier ein paar davon zu nennen.
Sie alle vereinte die Suche nach dem warum und wie dieses Armageddon geschehen konnte. Unter kargen Verhältnissen wohnen sie alle unter einem Dach und verfolgen aufmerksam die unerträglichen Berichte über die Nazigräueltaten.
250 Journalisten und Rundfunkberichterstatter sowie 11 Photographen und Filmoperateure aus allen Teilen der Welt wohnen den Verhandlungen ständig bei.
Seite 18
Sehr atmosphärisch hat Uwe Neumahr sein Buch gehalten. Die Verhöre und Berichterstattungen gehen unter die Haut. Was ist das für ein Gefühl diesen Verbrechern in die Augen zu sehen und über ihre unglaublichen Aussagen Berichte zu schreiben? Gibt es überhaupt eine Sprache, die diese Bestialität wiedergeben kann?
Doch die Schreibenden bleiben nicht ohne Fehler, Übertreibungen und Polarisierungen. Was interessant war, dass Alfred Döblin über die Nürnberger Prozesse schrieb ohne je dabei gewesen zu sein.
Die anwesenden Dolmetscher haben viel zu tun.
Da im Deutschen das Zeitwort oft erst am Ende eines manchmal ziemlich langen und verschachtelten Satzes folgt, bei der französischen oder englischen Wiedergabe aber unmittelbar nach dem Hauptwort gebraucht wird, … entstehen hier rein zeitlich fast unüberwindliche Hindernisse. – Seite 250
Whiskey und Wodka flossen im Schloss Faber-Castell in dieser Zeit reichlich, auch von der einen oder anderen delikaten Affäre wird berichtet. Deutschen Reportern war es nicht erlaubt im >Press camp< zu wohnen. Doch eines wird beim Lesen dieses Buches klar, dass es die Personen, die über die Nürnberger Prozesse schreiben sollten, veränderte.
Das Schloss der Schriftsteller ist keine leichte Kost, jedoch mit vielen interessanten Informationen gespickt, spannend und bewegend. Ein absolut wichtiges Zeitzeugnis mit historischen Aufnahmen, die das Ganze unterstreichen.
- Das Schloss der Schriftsteller
- Uwe Neumahr
- Nürnberg `46 Treffen am Abgrund
- Büchergilde Gutenberg
- ISBN: 9783763274833
- 304 Seiten
- Erschienen 2023
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