>Das Lied des Propheten< ist der fünfte Roman von Paul Lynch und Booker Prize Gewinner 2023. Für mich war es nun das erste Buch, welches ich von ihm las. Und eines vorweg: Dieser Roman hat mich physisch ungeheuer mitgenommen. Doch erstmal zum Inhalt.
Irland, seit ungefähr zwei Jahren ist die populistische National Alliance Party an der Macht. Sukzessive streuten diese Populisten Angst und Katastrophen – Kampagnen und vermittelten dem irischen Volke, sie seien der Retter. Und so kocht eine Tragödie auf, die schlimmer nicht sein könnte.
An einem Abend öffnet die vierfache Mutter und Meeresbiologin Eilish Stack die Haustüre, vor ihr stehen zwei Beamte der neuen irischen Geheimpolizei. Die Beamten suchen ihren Mann Larry. Larry ist stellvertretender Generalsekretär der Lehrergemeinschaft. Als Larry bei der Polizei persönlich erscheint kommt er nicht mehr nach Hause. Eilish verzweifelte Suche nach ihrem Mann bleibt ohne Antworten, doch gefüllt mit Spekulationen und Ängsten. Das Leben der Familie verändert sich dramatisch. Nun hat Eilish die ganze Last der Familie zu tragen. Vor Larrys Verschwinden teilte sich das Paar die Aufgaben. Auch in ihrem Job bemerkt sie zunehmend die politische Veränderung und manche Mitarbeiter sind auf einmal nicht mehr da. Mit aller größter Mühe versucht Eilish ihre Familie in dieser turbulenten Zeit zu beschützen. Ihr ältester Sohn Mark soll plötzlich vor seinem Schulabschluss zum Militärdienst eingezogen werden. Eilish möchte das Mark zu ihrer Schwester nach Kanada flieht, doch sein Pass wurde nicht verlängert. So taucht Mark unter, er flüchtet.
Mein Sohn, flüstert sie, ein Flüchtling, wo er doch in der Schule sein sollte, mit seinen Kumpels, und Fußball spielen.
Und dann ist da noch Simon, Eilishs dementer Vater, um den sie sich ständig kümmert. Das ist alles eine große Last, die sie zu tragen hat, ertragen muss. Auch die ständigen Auseinandersetzungen mit der pubertierenden Tochter Molly, dem aufsässigen Sohn Bailey und dem kleinen Ben. Doch ist Larry immer in ihren Gedanken mit, hauptsächlich nachts.
Sie erwacht mitten in der Nacht auf Larrys Bettseite. Irgendwo im Dunkel ihres Körpers brennt eine Kerze für ihn, doch als sie die Kerze über ihren Körper hinaus scheinen lassen will, trifft sie nur auf Dunkelheit.
Bald sind es nicht mehr allein Larry und Mark, die der Familie schmerzlich fehlen, es fehlt an Essen, Wasser und Strom. Ja und wer nicht in der Partei ist, lebt noch gefährlicher. Es kommt zu einem worst case, von dem ich mich bis dato noch nicht erholt habe. Nicht unbedingt des Ausmaßes wegen, nein, weil es so authentisch dargestellt ist. Unvergleichlich.
Fazit: Zu Beginn tat ich mich mit der fehlenden Interpunktion etwas schwer, das legte sich aber schon bald und mir gefiel dieses Stilmittel zunehmend besser. Da wurde meine Konzentration gefördert. >Das Lied des Propheten < ist ein rasantes Buch, das durch die Gedanken und Taten von Eilish hauptsächlich getragen wird. Ich erlebte eine Frau, Mutter und Tochter in einer vor Hässlichkeit strotzenden Zeit von regierenden Populisten. Dies, wo in vielen Ländern unserer Erde die Faschisten weiterhin erstarken. Ein brandaktuelles Buch, das die Folgen einer solchen Regierung erschreckend realistisch darstellt. Ein atemloser Pageturner!
Das Cover zeigt die einzelnen schwarzen Bruchstücke eines vermutlichen Landes. Zu sehen sind die Umrisse einer Frau mit zwei Kindern ebenfalls in schwarz. Titel und Autorenname in weißer, die des Verlages in roter Schrift.
- Das Lied des Propheten
- Paul Lynch
- Roman
- Klett-Cotta Verlag
- ISBN: 9783608988222
- 310 Seiten
- Übersetzt von Eike Schönfeld
- 2024 in Deutsch erschienen
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