Michael Zeller beschreibt in seiner Erzählung > Abhauen < , die Flucht seiner Mutter in ihren zwei letzten Lebensjahren. Die Mutter kommt nach einigen Schlaganfällen letztendlich in ein Pflegeheim. Von der Frau die sie einmal war, ist nicht mehr soviel übrig. Ihre Persönlichkeit hat sich im Laufe der Zeit immer mehr verändert. Ihre Zankhaftigkeit ließ sachte nach und die Reibungspunkte zwischen ihrem Sohn Michael veränderten sich. Doch nicht nur die Mutter verändert sich, auch der Sohn. Er wurde Besucher, Wohnungsauflöser, Tröster, Vermittler und Hundesitter.
>Liebe!, blitzte es mir durchs Gehirn. Es ist Liebe! Der Hund ist ihre letzte Liebe. Der Hund ist ihr wichtiger als ihr eigenes Leben. Er ist ihr Leben, und er wird ihr Tod sein.< – Seite 26
Es ist die Zeit des Abschiedes, der Flucht aus dem Leben. Die Mutter, ein Teil der Kriegsgeneration, die uns nach und nach verlassen wird. Diese Generation hat es gelernt Gegebenheiten zu erdulden. Haltung zu bewahren, doch Liebe und Zuneigung zu zeigen, mochte nur einigen gelingen. Und so begleitet Michael seine Mutter so gut er kann und sie es zulässt.
>Der Abschied war immer das Schlimmste der Besuche. Mutters Augen trübte sich ein. Die ganze Trauer ihrer Existenz sammelte sich darin. Das Kinn fing an zu zittern. Die Stimme wurde pelzig, jammerte. Wie so oft brachte ich sie zum Sofa neben dem Fernsehgerät. Dort war sie nicht allein, wenn ich gegangen wäre. Ich setzte mich noch etwas dazu. Mutter weinte leise vor sich hin schaute auf die gichtigen Finger im Schoß. < – Seite 87
Die Erzählung ist keine durchweg traurige. Michael Zeller versteht es mit Leichtigkeit und einer sanften Prise Humor zu untermalen. Es ist die Geschichte eines Abschiedes von einem nahestehenden Menschen. Eine liebevolle und subtile Erinnerung!
- Abhauen!
- Protokoll einer Flucht
- Michael Zeller
- Erzählung
- Rote Katze Verlag
- ISBN: 978-3-9824150-2-4
- 124 Seiten
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