Als ich las, dass Karin Smirnoff ein neues Buch veröffentlicht hat, war mir sofort klar, ich will es lesen. Denn ihren Debütroman > Mein Bruder < fand ich sehr gelungen. Die Vorfreude auf > Wunderkind < war enorm. Zum Inhalt:
Der Start ins Leben von Agnes ist alles andere als glücklich. Anitamama lehnt sie ab und lässt das Kind ohne Liebe und Nahrung verwahrlosen. Nachbarn beschweren sich, da das Kind viel schreit. Die Oma rettet das Kind, nicht nur einmal. Agnes hat das Leben von Anitamama zerstört, denn sie war das Wunderkind auf dem Weg zu einer grandiosen Karriere. Nun sitzt Anitamama zu Hause und gibt sich ihrer Depression hin. Doch Agnes ist eine Kämpferin und trotzt der Liebes – und Essensverweigerung, von angemessener Kleidung ganz zu schweigen. Anitamama duldet kein Wunderkind neben sich und dies bewahrheitet sich immer mehr, dass Agnes ein solches ist.
Ich bin das Kind das das Leben seiner Mutter zerstört hat. Der den Platz übernommen hat der eigentlich ihr gehörte. Sie singt ich spiele. Sie singt falsch ich passe mich an. Wenn ich überleben will darf ich sie nie übertreffen.
Seite 51
Durch den neuen Mann von Anitamama entspannt sich die Lage von Agnes etwas. Jedoch nur wenn er zugegen ist. Ist er auf Geschäftsreise, laufen die Dinge wie gehabt. Agnes freundet sich mit Kristian und Miika an. Die drei geben einander Halt. Dann tritt Frank in Erscheinung, er ist ein früherer Freund von Anitamama und unterrichtet Agnes am Klavier. Frank wird der Vertraute der Kinder, er umsorgt sie. Nicht nur mit Mahlzeiten und Fürsorge. Doch das Kinder-Trio beweist große Stärke.
Was für ein Pageturner! Schon lange hat mich kein Buch so interessiert und beschäftigt. Auch dient es zur Übung einer Agressionsbewältigung, denn bei Anitamama, selbst wenn ich nur den Namen las machten sich unliebsame Emotionen auf den Weg. In > Wunderkind < geht um Gewalt- und Machtmissbrauch. Die Stimmung wird durch den lakonischen und trockenen Stil der Autorin perfekt in Szene gesetzt. Und Agnes die Ich-Erzählerin krönt das Ganze mit ihrem beißenden schwarzen Humor. Ein Lesehighlight!
Das Cover zeigt ein Foto eines Riesenrades, im Hintergrund eine große Kugel. Ich würde es so assoziieren, das Riesenrad für die Höhen und Tiefen des Lebens. Die Kugel, als Weltkugel für die unschätzbaren Möglichkeiten, die ein Leben zu bieten hat.
- Wunderkind
- Karin Smirnoff
- Roman
- Hanser Berlin
- ISBN: 9783446275850
- Übersetzt von Ursel Allenstein
- 318 Seiten
Schreibe einen Kommentar