Daniela lebt mit ihrem Mann und ihren beiden heranwachsenden Kindern in einem kleinen Dorf in Rumänien. Ihr Mann unterstützt die kleine Familie nur unzureichend. Und so ist es an Daniela, die Initiative zu ergreifen, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie reist nach Italien, um tatkräftig betagte Senioren oder kleine Kinder zu betreuen.
Im ersten Kapitel erzählt der junge Manuel, dass seine Mutter mitten in der Nacht die Familie verlies, um in der Fremde ihr Glück für ihre Kinder zu suchen. Der Vater zuerst noch voller Tatendrang verfällt in sein altes Muster und ist eines Tages weg. Manuels Schwester versucht ihr bestes, doch ist ihr Plan zu studieren steht im Vordergrund und sie zieht in ein Studentenwohnheim. Nun ist Manuel alleine, zwar sind die Großeltern nebenan, doch fühlt er sich einsam, im Stich gelassen.
Der zweite Teil wird von Daniela bestimmt. Manuel hatte einen Unfall, nun liegt er auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Daniela wacht Tag und Nacht in seiner Nähe. Sie macht sich immense Selbstvorwürfe, sie wollte doch nur das Beste. Die Zeit in Italien hat ihr vieles abverlangt, erst wurde sie schwarz bezahlt, gekündigt und lebte immer in der Angst ihren teilweise menschenunwürdigen Arbeitsplatz zu verlieren. Ihr Ziel hatte sie immer vor Augen und musste so viel erdulden. Dann der schreckliche Unfall. Daniela ist am Ende ihrer Kräfte.
>Ich schaue ihm nach, und als sich die Tür zur Intensivstation hinter ihm schließt, falte ich das zerknitterte Papier auseinander und lese. Es geht um ein vom Krankenhauspsychologen organisiertes Treffen, das am Samstag im Vortragssaal stattfinden wird. ITALIENKRANKHEIT steht da. Ich checke das Wort im Internet: Damit bezeichenen Psychiater eine spezielle Form von Depression, die jene befällt, die jahrelang fern von zu Hause und den Kindern leben, um anderswo Alte, Bedürftige und Kranke zu versorgen. < – Seite 155
Im dritten und letzten Teil kommt die Tochter Angelica zu Wort. Sie erzählt von der Zeit ohne die Eltern und nun vom Neubeginn von Daniela und Manuel. Doch auch für Angelica dreht sich die Uhr des Lebens weiter und sie hat Pläne. Die ihre Mutter zu Beginn nicht zu akzeptieren scheint.
Ich schätze die ruhige und beschauliche Erzählform von Marco Balzano, die mich schon in > Ich bleibe hier < überzeugt hat. Er weist hier in > Wenn ich wiederkomme < auf die Probleme der illegalen Arbeitsmigration hin. Und richtet den Blick auf alle Beteiligten, die mit dieser Situation leben müssen, über Jahre hinweg. Ein wichtiges Thema, das ich bis dato noch nicht richtig in Augenschein genommen hatte. Danke Marco Balzano für das draufhinweisen dieses Missstandes. Sehr lesenswert!
Das Cover zeigt die Seitenansicht einer Frau, die nur teilweise im Licht ist, der Rest liegt im Dunklen.
- Wenn ich wiederkomme
- Marco Balzano
- Roman
- Diogenes Verlag
- ISBN: 9783257071702
- 312 Seiten
- Übersetzt von Peter Klöss
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