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> Wenn die Lichter ausgehen < von Erika Mann

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In 10 Alltagsgeschichten porträtiert Erika Mann die Zeit im Nationalsozialistischen Deutschland. Das Buch erschien in Amerika 1940 unter dem Titel > The Lights go down < und es brauchte 65 Jahre, bis es in deutscher Sprache erschien.

Marie wollte Lehrerin werden, muss jedoch eine Stelle als Hausmädchen annehmen. Sie ist mit dem Jurastudenten Peter verlobt. Beide werden durch eine Intrige geächtet und das junge Paar sieht nur noch einen Ausweg.

Kaufmann Hannes Schweiger frisiert seine Kassen bücher. Er fühlt sich betrogen.

>Ich bin kein Jude< murmelte er und schreckte auf, als seine Lippen sein Handgelenk berührten, >und ich bin auch kein Kommunist oder Vaterlandsverräter, und dennoch will man mich vernichten. Warum? < – Seite 52

Herr Huber ist Fabrikant und sehr verliebt in seine Sekretärin. Als er ihr einen Heiratsantrag macht, gesteht sie ihm unter Tränen, dass sie Halbjüdin ist. Dies hat zu Folge, dass er sie entlässt. Denn eine jüdische Beschäftigte kann er sich als Geschäftmann nun mal nicht leisten.

Professor Habermann ist Dozent an der Uni. Bei einer Vorlesung für Jurastudenten beschreibt er einen Mordfall:

>Der Staatsanwalt fordert für den Angeklagten, einen gewissen Lissauer, die Todesstrafe. Lissauer ist Jude; er wohnt nicht weit vom Tatort. Er kann kein wasserdichtes Alibi vorlegen. Nun, meine Herren, würden sie unter Eid die Verurteilung wegen Mordes und die Todesstrafe vertreten? < – Seite 84

Geschickt führt der Professor den Studenten das Rechtssystem, die Moral im konträren zu dem neuen deutschen Gesetz vor Augen. Es wird ein Ritt auf der Kanonenkugel, denn er könnte denunziert werden.

Und dann ist noch herausragend die Geschichte des Gestapochefs Franz Deiglmeyer. Der in privater Kluft die jüdischen Bürger telefonisch verständigt, die am darauffolgenden Tag verhaftet werden sollen.

Dies hier nur ein Querschnitt dieser immens berührenden und bedrückenden Geschichten, die allesamt auf Tatsachen beruhen und auch widerlegt sind. Erika Mann schilderte den lächerlichen und grotesken Alltag im nationalsozialistischen Deutschland. Sie arbeitete mit der Antithese von gesundem Menschenverstand und machte die primitive Rohheit und die Bedrohung der Zivilisation hiermit absolut deutlich. Ein ungeheuer lebendiges und mitreißendes Buch!

Große Lesempfehlung!

Das Cover zeigt die Schwarz-Weiß-Aufnahme ( Heckansicht ) eines Autos zur damaligen Zeit. Auf dem Nummernschild befinden sich zwei Hakenkreuze.

  • Wenn die Lichter ausgehen
  • Erika Mann
  • Geschichten aus dem Dritten Reich
  • Rowohlt Verlag
  • ISBN:3498044966
  • 314 Seiten
  • Übersetzt von Ernst-Georg Richter
  • Mit einem Nachwort von Irmela von der Lühe

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