Der Roman beginnt mit dem jungen Arda, der mit Organversagen im Krankenhaus liegt. Es sieht nicht gut für ihn aus. Dies ist der Anlass seinem Vater zu schreiben, den er nie kennenlernen durfte.
Arda erzählt aus seiner Sicht die Familiengeschichte. Seine Eltern, Ümran und metin, flohen nach einem schweren Erdbeben von der Türkei nach Deutschland. Hier hoffen sie auf eine bessere Zukunft, die ihnen nicht gelingen vermag. Metin kehrt alleine in die Türkei zurück, wird inhaftiert und nach der Haft gründet er eine neue Familie. Ardas Mutter versucht sich, ihre Tochter Aylin und Arda über Wasser zu halten. Mehr schlecht als recht. Ümran ist dem Alkohol verfallen und die Kinder sind meist auf sich selbst gestellt. Aylin verachtet ihre Mutter, die zügellos ihr Leben lebt.
Wenn ich Aylin so zuhöre, Metin, wird mir klar, dass ich schon immer der Klebstoff war, der meine Mutter und meine Schwester zusammengehalten hat.
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Arda schildert die demütigenden Termine auf dem Ausländeramt, dem langwierigen Einbürgerungsprozess, die Eskapaden seiner Mutter, dem täglichen Rassismus, dem abhängen in seiner Jugendclique, Drogen, Gewalt und erster Liebe.
Bio-Deutsche sollte ich mir merken, denke ich. Für den Fall, dass ich irgendwann mit Kartoffeln über Kartoffeln diskutieren muss. Bio ist gut und teuer und deshalb fühlen sie sich davon nicht angegriffen.
Seite 271 ( Früher hießen die Deutschen in der multikuturellen gesellschaft krauts. Nun heißen sie Kartoffeln. Begründung: weil deutsche überdurchschnittlich viel Kartoffeln essen. – Ich habe die positivere Erklärung gewählt.)
Necati Öziri offenbart eine besondere, eine bewegende Familiengeschichte. Gefüllt mit Verzweiflung und Liebe. Bei allem schwebt die Hoffnung mit auf ein Ankommen im Leben. Raus aus diesem Zwischenreich und Heimat fühlen. Ein Aufwachsen ohne Vater, mit einer überforderten Mutter. Diese intensiven Rückblicke im Angesicht des nahen Todes sind fordernd.
Necati Öziri schreibt ohne jeglichen Schnörkel, der mich zu Beginn des Romans überrascht hat. Steht dieses Buch doch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023. Der Autor jedoch lehrt mich, dass ich belohnt werde mit einer kraftvollen und aufwühlenden Geschichte, die ein hohes Maß an Authentizität vermittelt, dass sich zeitweiße der Hals zuschnürt. Bravo!
Das Cover ist in Schwarz gehalten. Der Name des Autors in fülligem Pink und der Titel in Rot.
- Vatermal
- Necati Öziri
- Roman
- Claasen / Ullstein
- ISBN: 9783546100618
- 291 Seiten
- Erschienen 2023
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