Diesen schmalen Roman wollte ich schon lange lesen, doch irgendwie war der Drang wohl nicht stark genug. Nun lag es einfach vor mir, in einer Buchhandlung eines Bahnhofes. Wie eine Einladung fast schon. Ich nahm das Angebot gerne an. Und begann das Buch auf meiner Bahnfahrt in Richtung nach Hause.
Eine junge Frau, Mutter und Ehefrau, verstirbt plötzlich völlig unerwartet. Der Witwer bleibt mit seinen zwei kleinen Jungen verstört zurück. Eines Tages klingelt es an der Türe und eine schwarze Krähe verschafft sich Zutritt. Sie erklärt so lange zu bleiben, bis die Trauer bei den Hinterbliebenen ausgetrieben ist. So beginnt die Trauerzeit, bei der die Krähe den Vater und die beiden Söhne mit weisen Sprüchen mal sanft und mal mit voller radikaler Wucht begleitet.
>Nach vorne schauen ist das Konzept für Deppen, denn jeder vernünftige Mensch weiß, dass Trauer ein Langzeitprojekt ist. Ich werde nichts überstürzen. Es bremse, beschleunige oder nehme niemand den Schmerz, den wir leiden. < – Seite 111
Max Porter schreibt mit einem Stil der ungewöhnlich faszinierend ist. Die Trauerphase ist eine harte, individuelle und schwer zu ertragene Zeit. Der Autor gibt dem Vater, den Söhnen und der Krähe ihre ganz eigenen Stimmen und Empfindungen. Ein Gemisch zwischen Schmerz, Wut und Liebe treibt den Witwer und seine Kinder durch diesen Zeitraum. Ein außergewöhnliches Buch zu einem schmerzhaften Thema mit mythischen Fabelpassagen durchzogen. Absolut lesenswert!
Das Cover zeigt eine schwarze Krähe.
- Trauer ist das Ding mit Federn
- Max Porter
- Roman
- Klein & Aber Verlag
- ISBN: 9783036959740
- 124 Seiten
- Übersetzt von Uda Strätling und Matthias Görlitz
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