Dieser Roman über eine dysfunktionale Familiengeschichte, besticht durch seine leisen, fesselnden Töne. Was ganz beschaulich beginnt, wird eine facettenreiche Reise in die Wahrnehmung von Erinnerungen.
>The Beacon < ist ein Bauernhof, er liegt in einer eher abgelegenen Gegend von Nordengland. Hier lebt May, das dritte Kind ihrer Eltern, mit ihrer Mutter. May hatte vor vielen Jahren die Enge des Hofes verlassen und war nach London zum Studieren aufgebrochen. Doch war sie nach einigen Monaten in ihre vertraute Umgebung zurückgekehrt und war geblieben. Ihre drei Geschwister waren ausgezogen und hatten ihr Leben in die Hand genommen. May pflegte zuletzt die Mutter, die nun verstarb. May verständigt ihre Geschwister, Colin und Berenice, doch Frank nicht. Frank der Jüngste Spross der Primefamilie, war mit neunzehn Jahren nach London gezogen, hatte dort schnell Fuß gefasst und sich Wohlstand und Ansehen erarbeitet. Dies krönte er mit einem Buch, das er schrieb, ein Buch über seine schlimme Kindheit, damals.
> Nachdem sie die ersten Sätze gelesen hatte, war sie beschämt und wütend, aber nicht sonderlich überrascht. Frank war immer ein Beobachter gewesen, einer, der hinter der Tür stand und lauschte, einer, der anderen kleine, gemeine Streiche spielte und dann grinste. Der stille lauernde Frank. < – Seite 123
Susan Hill überrascht mit ihrer sog – erzeugenden Erzählweise. Der Ton ist gedämpft und wirkt unterschwellig unheimlich. Es war für mich nicht deutlich ersichtlich welche der Erinnerungen ich Glauben schenken durfte. Doch eines hat Susan Hill hier in ihrem Buch ganz deutlich gemacht. Wie filigran und zerbrechlich familiäre Bande sind. Ein sensibles Thema, großartig umgesetzt. Große Leseempfehlung!
Sabine Krass
Das Cover ist in verschiedenen grün und ocker Farben gehalten. Diese farbigen Richtungen gehen von einem in weiß gehaltenen Umriss eines Hauses aus.
- Stummes Echo
- Susan Hill
- Roman
- Gatsby Buch aus dem Kampa Verlag
- ISBN: 9783311210078
- 164 Seiten
Comments (2)
Mikkasays:
Januar 31, 2021 at 1:57 pmHallo,
ich kann mich deiner Rezension wirklich nur anschließen – “Stummes Echo” war 2019 eines meiner Jahreshighlights. Damals schrieb ich:
“Die Geschichte entwickelt eine stille Wucht, die so bescheiden und dezent daherkommt wie das Titelbild und dennoch etwas Unwiderstehliches an sich hat – vom Umfang her ist sie jedoch wenig mehr als eine Novelle. Das kam mir sehr gelegen, denn nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, dachte ich etwa eine Stunde lang intensiv darüber nach und las das Buch dann direkt ein zweites Mal.”
LG,
Mikka
sabinekrasssays:
Februar 3, 2021 at 9:55 amHallo Mikka,
das ist sicher ein Buch, dass sich lohnt es ein zweites Mal zu lesen.
Dieses unterschwellige nicht ausgesprochene, stellt eine
sehr besondere Stimmung her.
Werde sicher von dieser Autorin noch mehr lesen wollen!
Liebe Grüße
Sabine