Wir lesen Bücher, wir beurteilen sie und legen sie ab. Das war es, schöne oder wenige schöne Gedanken an das gelesene Buch bleiben zurück. Doch was geschieht mit den vielen schönen Zitaten, der geschmeidigen Wortakrobatik, der kunstvoll geformten Buchstabengeflechte? Sie bleiben dann verschlossen und bald schon vergessen. Diesem eher bedrüblichen Umstand möchte ich mit #showthreequotes entgegentreten. Seid gespannt oder noch besser, macht mit!
>Max sah ihn kurz an. Sie hatten einander gefunden – das war der Moment. Wußten sie es, wußten sie es beide? Mit diesen wenigen Worten war eine Brücke geschlagen worden. Max wußte sich von Onno durchschaut wie von nie jemandem zuvor, und Onno fühlte sich von Max verstanden, weil seine aggressive Ironie nicht wie immer auf Widerstand gestoßen war, sondern aufgefangen wurde von einem Lachen, das etwas Unverletzliches hatte. Sie hatten einander erkannt. < – Seite 35
>Wer von einer Reise zurückkehrt, trägt die zurückgelegten Strecken noch mit sich wie ausgebreitete Flügel – bis er den Schlüssel in das Schloß der Wohnungstür steckt. In dem Augenblick, in dem er die Tür hinter sich schließt, kann er sich nicht mehr vorstellen weg gewesen zu sein. Alles ist so, wie es war: der Flur, die Treppe, das Geländer.< – Seite 154
>Ada wußte nicht, daß sich Onno im Dunkeln genauso schämte wie sie selbst, und Onno wußte es nicht von Ada. Vielleicht, dachte er, gedieh die wirkliche, die wahre, die reine Liebe, wie alle Blumen am besten mit den Wurzeln in Dung und Schlamm. Vielleicht war das ein Gesetz des Lebens, das alles zusammenhielt: der Tag war nur Tag dank der Nacht. Aber wenn der Tag erst durch die Nacht zum Tag wurde, verbarg sich dann nicht die Nacht im Herzen des Tages? War dann der Tag eigentlich noch der wahre, reine Tag?< – Seite 261
- Die Entdeckung des Himmels
- Harry Mulisch
- Roman
- Rowohlt Taschenbuch Verlag
- ISBN: 9783499134760
- 867 Seiten
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