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S.J. Watson – Ich.darf.nicht.schlafen

Was für ein Thriller ! Ein wahrer Pageturner ! S.J.Watson schafft es, in knapp 400 Seiten , pure Spannung und Nervenkitzel, zu erzeugen.

Hier eine kurze Inhaltsangabe:

Als Christine aufwacht, ist sie verstört: Das Schlafzimmer ist fremd, und neben ihr im Bett liegt ein unbekannter älterer Typ. Sie kann sich an nichts erinnern. Schockiert muss sie feststellen, dass sie nicht Anfang zwanzig ist, wie sie denkt – sondern 47, verheiratet und seit einem Unfall vor vielen Jahren in einer Amnesie gefangen. Jede Nacht vergisst sie alles, was gewesen ist. Sie ist völlig angewiesen auf ihren Mann Ben, der sich immer um sie gekümmert hat. Doch dann findet Christine ein Tagebuch. Es ist in ihrer Handschrift geschrieben – und was darin steht, ist mehr als beunruhigend. Was ist wirklich mit ihr passiert? Wem kann sie trauen, wenn sie sich nicht einmal auf sich selbst verlassen kann?

Eine wirklich gut konstruierte Story, die so geschneidert ist, dass sie noch lange nachhallt.

Leseprobe:

HEUTE
Das Schlafzimmer ist seltsam. Fremd. Ich weiß nicht, wo ich
bin, wie ich hier gelandet bin. Ich weiß nicht, wie ich nach
Hause kommen soll.
Ich habe die Nacht hier verbracht. Die Stimme einer Frau
hat mich geweckt – zuerst dachte ich, sie läge mit mir zu-
sammen im Bett, doch dann merkte ich, dass sie die Nach-
richten verlas und ich einen Radiowecker hörte –, und als
ich die Augen aufschlug, war ich hier. In diesem Zimmer,
das ich nicht kenne.
Meine Augen gewöhnen sich an das Halbdunkel, und
ich schaue mich um. Ein Morgenmantel hängt an der Klei-
derschranktür – für eine Frau, aber eine, die viel älter ist als
ich –, und eine marineblaue Hose liegt ordentlich über der
Lehne eines Stuhls am Frisiertisch, aber sonst kann ich we-
nig erkennen. Der Radiowecker sieht kompliziert aus, aber
ich finde den Knopf, der ihn hoffentlich zum Verstummen
bringt. Es klappt.
Auf einmal höre ich hinter mir ein zittriges Einatmen und
merke, dass ich nicht allein bin. Ich drehe mich um. Ich sehe
nackte Haut und dunkles, graugesprenkeltes Haar. Ein
Mann. Sein linker Arm liegt auf der Decke, und am Ring-
finger der Hand steckt ein goldener Ring. Ich unterdrücke
ein Stöhnen.Der Typ ist also nicht nur alt und grau
, denke ich, sondern auch noch verheiratet. Ich habe nicht nur mit
einem verheirateten Mann gevögelt, sondern vermutlich
noch dazu bei ihm zu Hause, in dem Bett, das er norma-
lerweise mit seiner Frau teilt.
Ich sinke zurück, um mich zu sammeln.
Ich sollte mich schämen.
Ich frage mich, wo die Ehefrau ist. Muss ich befürch-
ten, dass sie jeden Augenblick hereingeschneit kommt? Ich
stelle mir vor, wie sie am anderen Ende des Zimmers steht,
kreischt, mich als Schlampe beschimpft. Eine Medusa. Ein
Schlangenhaupt. Ich überlege, wie ich mich verteidigen
soll, falls sie tatsächlich auftaucht, und ob ich dazu über-
haupt imstande bin. Der Typ im Bett wirkt jedoch völlig un-
besorgt. Er hat sich auf die andere Seite gerollt und
schnarcht weiter.
Ich versuche, ganz still zu liegen. Normalerweise kann
ich mich erinnern, wie ich in eine derartige Situation gera-
ten bin, aber heute nicht. Ich muss auf einer Party gewesen
sein, in einer Bar oder einem Club. Ich muss ganz schön be-
trunken gewesen sein. So betrunken, dass ich mich an gar
nichts erinnere. So betrunken, dass ich mit einem Mann
nach Hause gegangen bin, der einen Ehering trägt und
Haare auf dem Rücken hat.
So behutsam wie möglich schlage ich die Decke zurück
und setze mich auf die Bettkante. Zuallererst muss ich auf
die Toilette. Ich ignoriere die Hausschuhe vor meinen Fü-
ßen – mit dem Ehemann zu vögeln, ist eine Sache, aber ich
könnte niemals die Schuhe einer anderen Frau tragen –

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