
Die Nachricht von Thereses Tod erschüttert Márta. Und während sie sich auf die Reise zu Thereses Beerdigung vorbereitet, schweifen ihre Gedanken zurück in jene Zeiten, die sie gemeinsam in der geteilten Stadt verbrachten.
Nach ihrem Schulabschluss nutzt Márta die Gelegenheit und bricht zu ihrer Cousine Therese nach Ost-Berlin auf. Dort erwartet sie eine vollkommen neue Welt, eine Welt der künstlerischen Boheme. Theresa, extrovertiert und selbstsicher, nimmt Márta unter ihre Fittiche und führt sie in die faszinierende Szene Ost-Berlins ein: Hinterhauswohnungen, verrauchte Kneipen, endlose Diskussionen über Kunst und Politik.
Eines Abends besuchen die beiden eine Lesung des jungen, regimekritischen Schriftstellers Konstantin. Seine Worte sind wie ein Blitzschlag; sie treffen Márta mitten ins Herz. Er ist umwerfend, rätselhaft und gequält – ein Mann, der die Schatten seiner Vergangenheit nicht abschütteln kann. Sowohl Márta als auch Theresa verlieben sich in ihn. Doch es ist Theresa, die mit ihrer strahlenden Persönlichkeit und ihrem unerschütterlichen Selbstbewusstsein das Rennen macht.
Die Beziehung zwischen Konstantin und Theresa ist leidenschaftlich und stürmisch, doch sie endet abrupt, als Theresa durch einen verhängnisvollen Umstand verhaftet wird. In der Abwesenheit der extrovertierten Cousine entwickeln sich zwischen Márta und Konstantin tiefe, gefährliche Gefühle. Die Nähe, die sie zueinander finden, trägt jedoch den bitteren Beigeschmack des Verrats. Márta ist hin- und hergerissen zwischen ihren eigenen Gefühlen und der Loyalität zu ihrer Cousine.
Die Folgen dieser verhängnisvollen Dreiecksbeziehung ziehen sich durch die Jahrzehnte. Márta wird von Schuldgefühlen verfolgt, unfähig, den Verrat zu vergessen. Konstantin bleibt ein Schatten, der sie in ihrer Erinnerung heimsucht. Die Frage, ob sie damals wirklich alle gleichermaßen unschuldig waren, nagt an ihr. Und die größte Frage bleibt: Wird es ihr jemals gelingen, aus Theresas Schatten zu treten?
Nikoletta Kiss ist hier mit „Rückkehr nach Budapest” ein vielschichtiger Roman gelungen, indem viele Themen – politische Verhältnisse vor der Wende – Mártas Aufwachsen ohne Mutter, die die kleine Familie verlassen hatte – Mártas Vater, ein Mann, der den Trost in Flaschen sucht und ihr keinen Halt bieten kann – die Entwicklung von Márta – die Liebe – der Verlust und die große Frage: Was wäre wenn gewesen – wunderbar miteinader verwoben sind. Und so sehe ich die Geschichte von Márta ist eine Geschichte der Hoffnung und der Verzweiflung, der Liebe und des Verlusts. Sie zeigt die Zerrissenheit einer jungen Frau, die versucht, ihren eigenen Weg zu finden, während sie von den Geistern der Vergangenheit verfolgt wird. Mártas Reise von Budapest nach Ost-Berlin und die Begegnungen, die sie dort macht, prägen sie für immer. Es ist eine Geschichte, die von den Kämpfen und Triumphen des menschlichen Geistes erzählt, von der Suche nach Identität und dem Streben nach Freiheit. Große Leseempfehlung!
Auf dem Cover zu sehen: Die Rückenansicht zweier auf einer Wiese sitzenden Mädchen bzw. junger Frauen mit Blick auf eine graue Häuserfront. Ein Lichtblick bilden ein paar Bäume mit grün-gelben Blattwerk.
- Rückkehr nach Budapest
- Nikoletta Kiss
- Roman
- Insel Verlag / Suhrkamp
- ISBN: 978-3-458-64501-6
- 301 Seiten
- Erscheinungsdatum: 23. Februar 2025
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