Mit ihrer Trilogie um Old Filth betörte sie viele Leserherzen. Mit ihrem im August 2020 erschienen Roman > Robinsons Tochter <, gelingt es Jane Gardam, eine bezaubernde Familiengeschichte zu offenbaren. Sehr behutsam und mit englischem Anstand und augenscheinlich, tadellosem Benehmen umhüllte sie mich mit der Lebensgeschichte von der besonderen Polly Flint.
England im Jahre 1904. Die sechsjährige Polly kommt zu ihren Tanten in das gelbe Haus am Meer. Diese Tanten sind die verschämte Miss Mary und die überaus zartfühlende Miss Frances. Die beiden sind die Schwestern ihrer verstorbenen Mutter. Polly wächst sehr bescheiden auf. Sie wird zu Hause unterrichtet, die Tanten und die Hausangestellte sind zu meist ihre einzige Gesellschaft. Doch es gibt eine Fülle von Büchern und Polly lässt sich von Daniel Defoe´s > Robinson Crusoe < bestens unterhalten. Dieses Buch wird sie ihr Leben lang begleiten und sie wird es mehrfach lesen. Robinson Crusoe gibt ihr den nötigen Halt, den ihr wohl niemand bieten kann.
Es ist wundervoll geschrieben. Es bleibt der gewählten Form treu. Und wegen dieser Wahrhaftigkeit liest es sich wie die Wahrheit. Ich habe es dreiundzwanzig Mal gelesen. In Romanen ist die Form nicht immer so offensichtlich, wenn man sie nur ein – oder zweimal liest. Die Form ergibt sich aus harter, einsamer Arbeit – in einem Notizbuch und im Unterbewusstsein im Kopf. – Seite 119
Zwei Weltkriege hat Polly überlebt, sie hat geliebt, wurde enttäuscht, trank mehr als ihr guttat, doch ging sie ihren Weg. An ihrer Seite, Robinson Crusoe wissend.
Mehr möchte ich nicht verraten. Jane Gardam erinnert mit ihrem Stil an die Brontë – Schwestern. Einfach herrlich! Der Roman ist sehr kurzweilig und beim lesen fühlte ich mich so englisch, traditionell weichgespült. Große Leseempfehlung!
Sabine Krass
- Robinsons Tochter
- Jane Gardam
- Roman
- Hanser Berlin
- ISBN: 9783446267831
- 316 Seiten
- Übersetzt von Isabel Bogdan
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