Bücher die nur wenige Seiten beinhalten, werden manchmal in ihrer Aussagekraft unterschätzt. In der Erzählung von Urs Faes > Raunächte < wird, auf gerade Mal zweiundachtzig Seiten, über eine Familiengeschichte berichtet. Ein Mann kehrt nach vielen Jahren im Ausland, von Krankheit gezeichnet, an seinen Heimatort im Schwarzwald zurück. Damals verließ er nach dem üblen Erbstreit den elterlichen Hof, seinen Bruder und Minna, die Frau die er liebte. Der Mann hat alles verloren. Im Zorn um diese Ungerechtigkeit verübt er eine abscheuliche Tat. Damit ist der Bruch besiegelt. Er geht.
Nun hat er sich im Gasthof des Dorfes eingemietet und macht sich bei einem Schneesturm durch den ihm vertrauten Wald auf zu seines Bruders Hof. Der Bruder, Sebastian, lebt allein uns sehr zurückgezogen. Er ist schon immer ein introvertierter Zeitgenosse. Die beiden Brüder waren als Kinder unzertrennlich, fast wie Zwillinge. Dann kam der schmerzhafte Bruch. Der Mann möchte sich mit Sebastian aussprechen. Er will Frieden.
> Auf dieser Welt gibt´s keinen größeren Schmerz, als nicht lieben zu dürfen, was liebt das Herz. < – Seite 53
Dieses Leichtgewicht an Buch ist zum Bersten gefüllt mit Liebe, Schmerz und jede Menge Schnee. Und um der Geschichte noch mehr Ausdruck zu verleihen, schmücken einige Seiten stimmungsvolle Illustrationen. Ein Gesamtpaket das dieses Büchlein zu einem kleinen Juwel küren. Eine Familiengeschichte, Liebesgeschichte und Wintergeschichte. Absolute Leseempfehlung!
Sabine Krass
- Raunächte
- Urs Faes
- Erzählung
- Insel Verlag
- ISBN: 9783458194521
- 82 Seiten
- Illustriert von Nanne Meyer
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