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Mit Fremden sprechen ~ Paul Auster

„Mit Fremden sprechen“ ist eine vom Autor selbst kuratierte Sammlung seiner bedeutendsten Essays und Schriften aus einem halben Jahrhundert literarischen Schaffens. Sie vereint bekannte Texte mit bislang unveröffentlichten Arbeiten und zeichnet so ein vielschichtiges Porträt seines Denkens und Schreibens.

Die Auswahl eröffnet mit einer frühen philosophischen Reflexion aus seiner Jugend und endet mit einer Reihe politischer Essays, die Themen wie Obdachlosigkeit, den 11. September oder die eigentümliche Verbindung zwischen Fußball und Krieg beleuchten. In 44 Texten entfaltet sich ein weitreichendes Panorama seiner Ansichten über klassische wie zeitgenössische Autoren, über die waghalsige Kunst des Seiltänzers Philippe Petit ( Podcast zu seiner Person, in der auch von Paul Auster die Rede ist, im Anhang), seine kreativen Begegnungen mit Sophie Calle und die jahrzehntelange Begleitung durch seine geliebte mechanische Schreibmaschine.

Auch jüngere Essays finden ihren Platz, etwa über Nathaniel Hawthornes Notizbücher, die Filme von Jim Jarmusch, eine Vorlesung über Edgar Allan Poe, eine scharfzüngige Abrechnung mit dem früheren New Yorker Bürgermeister und Trump-Vertrauten Rudy Giuliani sowie eine der wohl witzigsten Einführungen zu einer Dichterlesung, die je in Amerika gehalten wurde.

Mit besonderem Gewinn las ich die Texte zu Simon Beckett, Edgar Allan Poe, Franz Kafka, Philippe Petit, Laura Riding und Salman Rushdie. Jede dieser Betrachtungen öffnet ein eigenes Fenster in Austers geistige Werkstatt. Ebenso eindrucksvoll sind seine Reflexionen über Rassenkonflikte, die innige Beziehung zu seiner geliebten Schreibmaschine und die Episode aus jenen Jahren, in denen er als Übersetzer seinen Lebensunterhalt bestritt. In all diesen Schilderungen spürt man den wachen, nachdenklichen und zutiefst menschlichen Blick eines Autors, der das Leben ebenso ernst nimmt wie die Sprache, mit der er es beschreibt.

Das Buch ist somit nicht nur eine Retrospektive, sondern auch eine literarische Selbstbegegnung. Ein Dialog mit der Welt und ihren Stimmen, geführt über fünf Jahrzehnte des Schreibens hinweg. Ausgesprochene Leseempfehlung!

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-drahseilakt-new-york-philippe-petit-100.html

Das Cover ist in Rot. Alle Schriften in Schwarz gehalten.

  • Mit Fremden sprechen
  • Paul Auster
  • Ausgewählte Essays und andere Schriften aus 50 Jahren
  • Rowohlt Verlag
  • Übersetzt von Werner Schmitz, Robert Habeck, Andrea Paluch, Alexander Pechmann und Marion Sattler Charnitzky
  • 411 Seiten
  • Erschienen 2020

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