November 2001, Michel kommt in der Klinik an in der seine Mutter eingeliefert wurde. Sie hat versucht mit Tabletten ihrem Leben ein Ende zu setzen. Michel ist fassungslos. Die behandelte Ärztin sucht die Schuld bei ihm. Er ist der Übeltäter, der sich nicht um seine Mutter kümmert und sie alleine lässt. Diese Informationen hat sie von Charlotte. Von der großartigen, nervtötenden, liebevollen, erdrückenden, aufopfernden und übergriffigen Charlotte Bergmann.
Michel Bergmann erzählt in seinem Buch die Lebensgeschichte seiner Mutter Charlotte. Charlotte, die 1933 nicht das Abitur machen durfte, da sie Jüdin war. Charlotte, die aus einer alteingesessenen Familie stammt, die sie fast komplett im Holocaust verlor. Die Eltern von Charlotte werden 1941 von der SS erschossen. Charlotte wird in Frankreich im Camp de Gurs interniert.
>Später gehen von hier die Transporte in die Vernichtungslager, vorzugsweise nach Auschwitz-Birkenau ab. Die Mehrzahl der jüdischen Häftlinge von Gurs wird dort vergast.
Dies ist den französischen Behörden bekannt, obwohl bis heute diese Tatsache geleugnet wird, so auch vom ehemaligen Staatspräsidenten Francois Mitterrand bis zu seinem Tod. Wahr ist, es gab kein Land in Europa, das so bereitwillig kooperiert hat wie Frankreich! Ein Kapitel für sich. < – Seite 44
Charlotte trifft noch vor Kriegsende Peter Bergmann wieder, der ihr Mann wird. 1945 wird Michel geboren. Peter Bergmann und sein Bruder steigen wieder in die Geschäftswelt ein. 1956 verstirbt Peter und Charlotte führt mit ihrem unzuverlässigen Schwager die Geschäfte weiter. Charlotte lernt einen neuen Mann kennen, Adam und beide wollen sich in Amerika eine neue Zukunft aufbauen. Adam fliegt mit Charlottes Kapital von 20.000 D-Mark voraus. Charlotte hört nie wieder etwas von ihm. Sie heiratet 1963 erneut.
Michel Bergmann coloriert in liebevoller Melancholie und ohne Nachsicht das bewegte Leben seiner Mutter. Dies tut er nicht ohne eine köstliche, amüsante Komponente missen zu lassen. Michel Bergmann hat seiner Mutter ein literarisches Denkmal gesetzt, dass zu lesen absolut lohnt!
Das Cover zeigt das Gemälde von Kees van Dongen > Maria <. Dort zu sehen eine dunkelhaarige Frau in einem roten Oberteil.
- Mameleben
- oder das gestohlene Glück
- Roman
- Michel Bergmann
- Diogenes Verlag
- ISBN: 9783257072259
- 243 Seiten
- Erschienen 2023
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