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Maifliegenzeit ~ Matthias Jügler

Leipzig in den späten 1970er Jahren. Das junge Paar Katrin und Hans werden zum ersten Mal Eltern. In freudiger Erwartung soll das Kind in der Klinik zur Welt kommen. Doch für beide wird ein Alptraum wahr. Ihr Sohn Daniel verstirbt kurz nach der Geburt. Die Eltern durften ihn nicht einmal sehen. Während Hans in seiner Trauer ein grab aushebt und seinen Sohn beerdigt, verfällt Katrin in große Zweifel ob der Ärzte. Sie glaubt sich, zwar noch narkotisiert, ihren Sohn gehört zu haben, als er kraftvoll schrie. Doch Hans will von Katrins Misstrauen nichts wissen und zeigt sich außerstande, sich um seine Frau zu kümmern. Er geht seiner Leidenschaft, dem Angeln nach.

Die Ehe zerbricht, Katrin verstirbt nach ein paar Jahren. Hans, nun über Sechzig, lebt mit Anne zusammen. Vierzig Jahre nach dem Albtraum sagt ihm Anne eines Tages, sein Sohn habe ihn gerade versucht, telefonisch zu erreichen.

Matthias Jügler versteht es die Spannung zu steigern. Er zeichnet ein ergreifendes Porträt über ein dunkles Kapitel der ehemaligen DDR zu zeichnen. Eltern wurde vorgegaukelt, ihr Kind sei verstorben, und das Kind wurde dann zur Adoption freigegeben. Drei Fälle sind bekannt, die Dunkelziffer beläuft sich auf ungefähr 2000.

Der Roman ist in zwei Teile gegliedert. Die Zeit in der Trauer ohne Daniel und dann die aufwühlende Annäherung mit Daniel, der als Martin aufwuchs. Dieses Herantasten von beiden Seiten, von Vater und Sohn, ist beeindruckend herausgearbeitet. Und immer wieder lässt der Autor interessante Beschreibungen über das Fischen, die Natur und die Maifliegenzeit mit einfließen. Das empfand ich als willkommene Balance zum heftigen Thema. Große Leseempfehlung!

  • Maifliegenzeit
  • Matthias Jügler
  • Roman
  • Büchergilde Gutenberg
  • ISBN: 9783763275755
  • 153 Seiten
  • Erschienen 2024

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