Press ESC to close

Blösse ~ Elvira Steppacher

Ich werde diesem Roman in keinster Weise gerecht werden. Dazu ist der Inhalt von einer ungeheuren Komplexität, die ich nur ansatzweise vermag wiederzugeben.

Der Roman beginnt mit einem Brief von Sibylle an eine Kunstfreundin am 3. März 2033. (Der 3. März ist der Tag des Artenschutzes). In diesem Brief erklärt sie ihr plötzliches Verschwinden nach dem Freitod ihrer Geliebten namens Moira. Dann bewegen sich die einzelen Kapitel von 1983 an und erzählen den Werdegang der schüchternen Tierpräperatorin Sibylle, die sich ganz ihrer Arbeit, der Taxidermie, hingibt. Doch nicht ohne das Tierleid und den Artenschwund zu hinterfragen.

Bei gefiederten oder flauschigen Tieren verhielt es sich komplizierter. Dabei war die Rechtsgrundlage eindeutig. Laut Gesetz ist jedes Tier vor Tötung geschützt. Nur gibt es für einige Gruppen erweiterte Ausführungen. Hamster versus Stechmücke. Taubenei versus Krötenlaich, Haustier versus Nutztier. Fragwürdige Verwandtschaftsgrade definiert aus der gefühlten Nähe zum Menschen.

Und Sibylle erzählt in einzelnen Passagen, Tagebucheinträgen gleich, welche Tiere auf ihrem Tisch landen, in welchem Zustand sie sich befinden und was deren Tod ausgelöst haben mag. Dies beschreibt sie detailliert und mit Liebe und Wertschätzung für dieses einstige Lebewesen. Sie vermittelt auch sehr Wissenswertes über die Entstehnung zu den „Brehms Tierleben” Bänden des Pastors Alfred Brehm. ( Die ersten sechs Bände erschienen 1863-1869).

Stellen Sie sich das mal vor: 1819 zählte die Sammlung des Pastors etwa 2000 Vögel, am Ende, dreieinhalb Jahrzehnte später, 9000 Exemplare.

Unterdessen lernt Sibylle die beherzte Tierschützerin Moira kennen und lieben. Zu Beginn verfallen die beiden immer wieder in heftige Diskussionen. Doch schon bald sind sie Verbündete und kämpfen gegen Tierleid und Artenschwund. Ein Familiengeheimnis führt zur Trennung.

Ich könnte noch endlos über diesen großartigen Roman schreiben, doch mag ich selbst keine ausufernden Vorstellungen lesen und möchte doch, wenn möglich, effektiv zu diesem bereichernden Buch animieren. „Blösse“ ist ein Kunstwerk. Alles darin ist mannigfaltig. Die Themen sind intelligent und überaus interessant dargestellt. Als kurze Randnotiz möchte ich noch einwerfen: Den Blick auf die Tierhaltung im Zoo oder den Zustand der Baumkronen ab der Messung von 1984. Wie schon erwähnt, prall gefülltes Wissen. Aber nein, es ist nicht trockene Wissenschaft, sondern, und das ist ein außerordentlicher Kunstgriff von Elvira Steppacher, ein Roman, der durch seinen sprachlichen Stil besticht. Dieser zeigt sich poetisch, lyrisch, gepaart mit eleganter Prosa. Große Leseempfehlung!

Das Cover zeigt den Kopf eines Hirsches, der in den Händen gehalten wird. Der Name der Autorin und des Verlages ist in Grau und der Titel in Orange gehalten.

  • Blösse
  • Elvira Steppacher
  • Roman
  • Braumüller
  • ISBN: 9783992003792
  • 415 Seiten
  • Erschienen 2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.