Unter dem Motto : https://literaturtage-oehringen.de/oehringen-liest-ein-buch-literaturtage-oehringen-2019/ wurde dieses Buch ausgesucht!
Drei Menschen, geboren in den siebziger Jahren und aufgewachsen in den Achtzigern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Wege sich immer wieder kreuzen.
Lew reist nach Indien, als er die Mitteilung bekommt, dass seine Mutter dort verstorben ist. Dort wird er seinen Vater wohl wiedersehen, nach über dreißig Jahren. Die Mutter und der Vater gelang damals die Republikflucht aus der DDR. Lew und seinen Bruder Manuel ließen sie alleine zurück.
Ihr langes braunes Haar hielt sie mit einem schmalen Band zusammen. Zauberhaare nannte er sie, weil goldene Strähnen hervorblitzten. Als seine Mutter die ersten grauen dazwischen entdeckte, da hatte sie gesagt > Endlich kann jeder sehen, das ich alt und weise geworden bin < ( Seite 109)
Ira steht ihrem sterbenden Vater Cornelius bei. Die beiden verstanden sich immer recht gut, wenn auch mit einer Portion Distanz. Ein großer Trost für Ira, denn ihre Mutter war für sie unberechenbar. Auf Anti – Atom – Demos missbrauchte sie ihr Kind sammt Kinderwagen als Schutzschild. Auch sonst schreckt die Mutter nicht zurück Ira zu demütigen. Ira ist nun selbst Mutter.
Unsichtbar ist Iras leichteste Übung, schon immer gewesen. Mit voller Blase im Kinderzimmer hat sie gewartet, bis es nicht mehr auszuhalten war, ist zur Tür geschlichen, um zu sehen, ob draußen jemand war. ( Seite 103 )
Fido ist in den siebziger Jahren, als damals vierjähriger mit seinem Großvater aus Jugoslawien nach Deutschland geflohen. Beide haben sich gut in ihr neues Leben integriert. Wenn auch Fido Probleme hat sich dazu gehörig zu fühlen. Er ist ein Getriebener auf der Suche nach seinem Platz. Vielleicht mag daran liegen, dass seine Mutter ihn im Haus des Großvaters geboren und ihn kurz danach verlassen hat.
Länger als sonst, hat er gesagt, und er hat mich nicht angesehen dabei. Auf den Boden hat er gesehen, seine Locken haben sein Gesicht verdeckt, und ich wusste, dass es diesmal nicht um ein paar Wochen ging. ( Seite 250 )
Fazit: Pia Ziefle hat hier drei Leben aufgezeichnet. Das von Ira, Lew und Fido und mit den Menschen die sie durch das Leben begleiten. Drei Familiengeschichten durch äußere Einflüsse zart miteinander verwoben. Pia Ziefle gewährt ihren Protagonisten immer wieder ein Kapitel für sich und schafft so die Möglichkeit diese Leben etwas genauer zu betrachten. Leben, die schon früh in den Kindertagen gesteuert wurden und sich durch alles je erlebte ziehen. In der Tat ist dies für Ira, Lew und Fido eher ein schmerzlicher Ballast und die drei versuchen, jeder auf seine Art, sich von dieser Last zu befreien. > Länger als sonst ist nicht für immer < ist ein sehr behutsames und zu herzen gehendes Buch, mit all´seiner Tragik, die so manches Mal die Bauchmuskeln leicht verkrampfen lässt. Sprachlich gestaltet sich die Zeilen eher schlicht, jedoch tut das den Geschichten sicherlich gut. Die Wirkung ist klar und deutlich. Ein Buch mit Nachhall!
4 von 5
List – Taschenbuch / ISBN: 9783548612256 / 282 Seiten
Pia Ziefle ist eine deutsche Schriftstellerin und Bloggerin. Ihre Themen sind Migration, Biografie und Identität, und die Auswirkungen teils längst vergangener Ereignisse in der Familiengeschichte auf gegenwärtige, scheinbar individuelle Entscheidungen. ( Quelle Wikipedia)
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