Als ich dieses Buch, gefüllt mit Kurzerzählungen, beendet hatte, war mir augenblicklich klar, da ist so viel Potenzial, dass ich noch nicht erkannt habe. Dieses Buch habe ich nun ein zweites Mal gelesen. Ob ich nun mehr begriffen habe, ich denke schon, doch nicht alles.
In diesen Erzählungen geht es hauptsächlich um Inez und Martin. Geschwister die in Lieblosigkeit aufwachsen. Ohne Vater, doch mit einer Mutter, die sich eher nach körperlicher Nähe von ständig wechselnden Männern sehnt und sich bedient, anstatt ihren Kindern Fürsorge zu geben. Inez und Martin leben ihr Leben, gezeichnet durch das Traumata ihrer Kindheit und nicht wissend, was Liebe ist. Was Liebe vermag.
Lilly arbeitet in einem ehemaligen Kloster, nun eine Anstalt. Dort befinden sich Patienten, bei denen es nicht klar ist, ob sie nun freiwillig sich hinter diesen Mauern befinden. Lilly sinniert über ihre frühere Freundin Vivian nach. War es überhaupt eine Freundschaft? Kann man eine Freundin sein, wenn man sich minderwertig findet?
Die eine oder andere Erzählung geht ins märchenhaft, mystische. Von einem Ort der samt Menschen zu Stein geworden ist. Ein Ritter sucht nach der Königin. Er soll in Erfahrung bringen, wie dies geschehen konnte.
Die Geschichten dieser Einzelkämpfer, die nie erleben durften, was eine Familie ausmacht, sind erschütternd. Doch Roskva Koritzinsky verpackt diese Schicksale in Poesie und lässt dem Leser* Raum sich intensiver mit diesen Erzählungen auseinanderzusetzen. Das offensichtliche wird nicht klar und deutlich ausgedrückt. Es legt sich wie ein grauer Schleier über die eigenen Empfindungen, die diese Zeilen auslösen.
>Keine Heiligen < hat mich sehr beeindruckt. Sieben Erzählungen über Verlust, Einsamkeit und Identitätssuche, magisch verpackt. Ein perfektes Buch für eine gemeinsame Leserunde! Bravo!
- Keine Heiligen
- Roskva Koritzinsky
- Erzählungen
- Karl Rauch Verlag
- ISBN: 9783792002803
- Übersetzt von Andreas Donat
- Erschienen 2023
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