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Im Morgen wächst ein Birnbaum ~ Fikri Anil Altintas

Ich werde versuchen diesem Buch gerecht zu werden, jedoch eine wohl eher schwierige Aufgabe. Denn ich spüre da steckt noch viel mehr darin als ich es wiedergeben vermag.

Fikri Anil Altintas beschäftigt sich in seinem Debütroman mit der Frage: “Was ist ein richtiger Mann? ” Doch aufgepasst, hier geht es zum einen um toxische Männlichkeit die sich zum Beispiel durch Dominanz, Stärke, beruflichen Erfolg doch auch durch Machterhalt in der Gesellschaft bis hin zur Gewalt an Frauen definiert.

Der Vater von Fikri Anil Altinta, kam in den 1980 Jahren nach Deutschland. In der Türkei war er ein Lehrer und Aktivist und musste fliehen. In Deutschland arbeitet er als Türkischlehrer und engagiert sich auch hier politisch. Die Mutter arbeitet stundenweise als Reinigungskraft, um zum Lebensunterhalt beizutragen. Fikri Anil Altintas wird in Deutschland geboren und wächst inmitten Sozialwohnblocks auf. Sein Vorbild ist sein Vater, jedoch flammt sein innigster Wunsch > deutsch < zu sein immer wieder auf und wird auch immer wieder eines Besseren belehrt. Seine erste Freundin beendet die Beziehung, da ihr Vater keine Türken mag.

Sein Mut sollte mein Mut werden. In den Geschichten über seine Migration fand ich Zuversicht. Ich hoffte irgendwann auch einmal so stark zu werden wie er. Irgendwann genauso viel zu erleben, ohne ängstlich zu sein. Dass ich ihn zum Vorbild nahm, war mein kleines Geheimnis, das ich nie aussprechen, ja mir so lange nicht eingestehen wollte.

Seite 43

In der Türkei fragte man mich oft, ob ich es hier oder in Deutschland besser fände. Ich sagte immer, dass man das nicht miteinander vergleichen könne. In Deutschland war ich geboren. In die Türkei kehrte ich in meinen Gedanken zurück, weil ich mich nach Halt sehnte. Die Sehnsucht gab mir Sicherheit.

Ich dachte an meinen Birnbaum.

Seite 54

Fikri Anil Altintas schreibt über die Tränen, die unterdrückt oder verschämt im geheimen geweint wurden. Der Vater der weinte, aber auch er selbst.

Das betraf nicht nur mich, sondern alle die so aussahen wie ich. Die mit den schwarzen Haaren, mit den Namen, die sie nicht aussprechen konnten. Und wir mussten ihnen erst mal beweisen, dass wir kein Problem waren.

Seite 136

Dieser Roman hat mich so berührt, bei manchen Zeilen musste ich innehalten um nachzuspüren. Fikri Anil Altintas erhebt seine Stimme, um einen anderen Blick auf das Patriachart der Männlichkeit zu werfen. Er sieht die dringende Notwendigkeit einer Reform, weg von den Klischees. Geschickt blickt er auf die Vergangenheit zurück, um die Gegenwart besser zu verstehen. Das allein schon empfinde ich als sehr wertvoll. Jedoch die Thematik über die Migration, die er klar und unaufgeregt definiert überragt für mich alles. Als ich das Buch zuklappte war mein erster Gedanke : >Dieses Buch sollte Schullektüre werden. <

So wünsche ich > Im Morgen wächst ein Birnbaum < eine große Leserschaft. Lest das Buch und gebt es weiter!

Auf dem Cover ein Foto vom Autor. Zu sehen dunkelhaarige Kinder vor einem Haus. Die Sonne scheint und Wäschestücke hängen an der Leine.

  • Im Morgen wächst ein Birnbaum
  • Fikri Anil Altintas
  • Roman
  • btb Verlag
  • ISBN: 9783442759644
  • 174 Seiten
  • Erschienen  2023

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