Iris Wolff überzeugt mit einer faszinierenden Sprachkompetenz die ihresgleichen sucht.
Rumänien, in der Zeit des Diktators Ceaușescu. Florentine und Hannes werden Eltern eines Sohnes. Samuel. Der Junge lässt viel Zeit verstreichen, bis er die nötigsten Worte spricht. Überhaupt ist Samuel ein besonderes Kind, dass zu meist schweigt und den Dingen oder Aufgaben, denen er sich widmet, seine vollkommene Aufmerksamkeit zukommen lässt. Auch ist er ein Einzelgänger, für einige Zeit. Doch im Laufe seines Heranwachsens wird Oswald, den Samuel Oz nennt, sein bester Freund. Dem Mädchen Stana gelingt auch der Zugang zu Samuel. Er verwandelt ihren Namen in Sana und das Mädchen in seine beste Freundin.
Der junge Oz leidet unter dem Regime seines Landes, doch es ist noch die Zeit der Grenzen, der Diktatoren, der Repressalien und Enteignungen. Seine Sehnsucht nach Freiheit nimmt immer mehr an Volumen zu.
Über Generationen werden hier in diesem Roman Familienchroniken zusammen gefügt. Sie verbinden sich geschmeidig und spiegeln das einfache und ruhige Landleben authentisch wider.
Es gab eine Zeit, die vorwärts eilte, und eine Zeit, die Rückwärts lief. Eine Zeit, die im Kreis ging, und eine, die sich nicht mehr bewegte, nie mehr war als ein einzelner Augenblick < – Seite 41
Der Sound von Iris Wolff ist in einer ruhigen und faszinierenden Prosa gehalten. Die Geschichte umfasst die verwobenen Bande von vier Generationen. Sie zaubert emotionale Wortgeflechte mit so einer genauen Pointierung, dass diese Worte nicht von dieser Welt scheinen. Schicksale und räumliche Distanz verbinden sich zu einem großen Ganzen. Die Handlung ist eher sanft, gemächlich zu beschreiben. Das ist auch gut so, denn somit reift der tiefe Sinn der Worte, und des Lebens heran. Leser/innen mit Affirmation zur Schöngeistigkeit sind in > Die Unschärfe der Welt < bestens aufgehoben. Lest dieses Buch!
Sabine Krass
- Die Unschärfe der Welt
- Iris Wolff
- Roman
- Klett – Cotta Verlag
- ISBN: 9783608983265
- 213 Seiten
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