Als < eine Ehegeschichte par exellence und als das stärkste Dokument zur Natur – und Geistesgeschichte der europäischen Frau des 20. Jahrhunderts < wurde dieser bezaubernde und hinreißende Roman bezeichnet. > Die Schule der Frauen < ist voller moralischer und psychologischer Hintergründigkeit und Klugheit. Gide erzählt das Leben einer Frau und spiegelt es mehrfach in ihrer eigenen Darstellung, im Bericht ihres Gatten und in dem ihrer Tochter. Seine Fähigkeit, eine Sache von allen Seiten und in immer neuen Aspekten zu zeigen und auf diese Weise der Wahrheit so nahe zu kommen wie nur irgendwie möglich, feiert hier seinen einzigartigen Triumph. Man fragt sich ein wenig melancholisch, wann die Welt wohl wieder so humane Bücher hervorbringen wird. – So das Vorwort, dem als solches nichts hinzuzufügen ist.
1894 – Eveline, Tochter aus sehr gutem Hause verliebt sich in Robert. Der Vater von Eveline ist nicht erfreut über die Beziehung seiner Tochter und versucht sie behutsam umzustimmen. Doch Eveline will diesen Robert auf jeden Fall, er ist ihre große Liebe.
Eveline und Robert heiraten. Sie verabreden, jeder für sich Tagebuch zu schreiben. Die Einträge von Eveline sind in dem Prosawerk von André Gide zu lesen. Doch Robert täuscht seine Frau, er schreibt keine Zeilen in ein Tagebuch, lässt jedoch Eveline im Glauben, er würde ihr gleichtun.
Der Schwindel fliegt auf, Eveline ist in ihrem Vertrauen gegenüber Robert, erschüttert. In der Tat, soll dies nicht alles gewesen sein, im Laufe der Jahre bröckelt der Sockel, auf den Eveline ihren Ehemann gestellt, zusehends. Eveline behält Haltung. Sie versucht geduldig zu sein. Mag sein das sie es ihren beiden Kindern zu liebe macht, doch die Kinder wachsen heran und die junge pubertierende Geneviéve hält der Mutter den Spiegel vor Augen, denn sie durchschaut ihren Vater und verachtet ihn und seine Autorität. Robert versteht den Wandel seiner > beider Frauen < nicht im geringsten. Eveline vollzieht die räumliche Trennung von ihrem Mann, in dem sie den Dienst in einem Lazarett übernimmt.
André Gide gelingt in seiner Erzählung so einiges. Bestehend aus vortrefflicher Sprache, gepaart mit genauem Hin spüren von Empfindungen und Emotionen. Doch dieses dünne Büchlein hat es in sich, auf gerade Mal 205 Seiten wird die Beziehung zweier Menschen durch ein Kaleidoskop gesehen, Farben und Formen verändern sich bei jeder Justierung. Die Komplexität ist so immens, dass es wohl sinnvoll ist, > Die Schule der Frauen < ein zweites Mal zu lesen. Große Leseempfehlung!
Fischer Bücherei / Erschienen 1962 / 205 Seiten
André Paul Guillaume Gide wurde 1869 in Paris geboren und verstarb 1951 ebenda. Er bekam 1947 den Literaturnobelpreis.
Quelle Wikipedia
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