Ein zu Stein gewordenes Rätsel, so liegen die Pyramiden in der Wüste. Pharao Cheops erklärt seinen nahen Untertanen, dass er für sich keine Pyramide als Denkmal beanspruchen möchte. Sein Hofstaat ist entsetzt über diese Entscheidung und fürchtet eine gewaltige Strafe, falls diese Tradition gebrochen wird. Sie wälzen ihre wertvollen Schriften um den Pharao umstimmen zu können. Dieses Vorhaben ist von Erfolg gekrönt. Die Cheops Pyramide soll gebaut werden. Diese Kunde verbreitet sich in alle Winde. Die Architekten stellen sich dieser kräftezehrenden Aufgabe.
> Es ging nicht nur darum, die genaue Zahl der benötigten Blöcke und die durchschnittlich benötigte Zeit für das Brechen und das Verladen zu berechnen. Die verladenen Blöcke mussten an ihren Bestimmungsort befördert werden, und damit wurde erst alles kompliziert. Da man zum Transport der Steine und der anderen Materialien auf den Nil angewiesen war, mussten dessen Hochwasserphasen berechnet werden. Bereits früher hatte es Versuche gegeben, sicherheitshalber ohne den Fluss zu planen, aber alle Berechnungen zeigten, daß sich dadurch die für den Transport benötigte Zeit verdoppelte, wenn nicht sogar verdreifachte, so daß ( hinter vorgehaltener Hand gesagt ) der Pharao wohl möglich starb, bevor sein Grab fertig war. < ( Seite 31 )
Der Bau der Pyramide dauerte 20 Jahre an. Sehr viele Tote gab es zu beklagen. Verschwörungen und Hinrichtungen waren an der Tagesordnung. Der Pharao sah in diesen 20 Jahren immer seine in Staub gehüllte Grabstätte vor Augen.
> Reihenweise besuchten ausländische Abordnungen in Begleitung der jeweiligen Botschafter die Baustelle. Gleich wenn sie aus den Kutschen stiegen, erstarrten sie fast vor Erfurcht, manchen kamen die Tränen, andere fielen auf die Knie. Die ganze Welt, hieß es, schaue auf Ägypten, wo das größte aller Weltwunder entstehe.> ( Seite 57 )
Fazit: Dieses Weltwunder ist auch heute noch zu bestaunen. Ismail Kadare zeigt hier in seinem Buch eine weise, politische Parabel auf. Er rückt die totale Herrschaft in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Die Cheops – Pyramide wird in einer Zeit gebaut, als es den Ägyptern sehr gut ging, sie waren zu Wohlstand gekommen. Dies sollte der Bau mitunter zunichte machen. Der Autor stellt den Pharao Cheops als herrschsüchtigen Despoten dar, der Menschen unterdrückt und hinrichten lässt. Doch auch wenn diese Geschichte sich schon vor tausenden von Jahren so zugetragen hat, zeigt sie uns Parallelen zu heutigen Staaten auf. Somit erscheint dieses fesselnde Porträt, zeitlos. Der Stil von Ismail Kadare ist weitgehend schnörkellos und flüssig zu lesen, dies ermöglicht die interessanten Zeilen leicht zu lesen. Anmerkung: Mancher Unfall oder Hinrichtung waren ab und an zu gut beschrieben. ( Meine Empfindung ) Große Leseempfehlung!
4 von 5
Fischerverlag / ISBN: 9783100384102 / 158 Seiten
Ismail Kadare, Albaniens berühmtester Autor, wurde 1936 im südalbanischen Gjirokastra geboren. Er studierte Literaturwissenschaften in Tirana und Moskau. Seine Werke wurden in vierzig Sprachen übersetzt, er gilt seit Jahren als Anwärter auf den Literaturnobelpreis. 2005 erhielt Kadare den Man Booker International Prize. 2015 wurde er mit dem Jerusalem Prize ausgezeichnet. Er ist Mitglied der französischen Ehrenlegion und lebt heute in Tirana und Paris.
https://www.mein-altaegypten.de/Website/C-Pharaonen-Kurzbiografien-Cheops+C+M.html
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