Es ist Ostern 1961, die junge Elisabeth erfährt, dass auch ihr zweiter Bruder, ihr Lieblingsbruder Uli sich in den Westen aufmachen will. Er sieht für sich keine Zukunft in der DDR. Elisabeth ist erschüttert, dass ihr Bruder sie verlassen will, denn sie war sich sicher, dass ihre Bande unzertrennlich wären. Sie hat nur ein paar Tage Zeit, um Uli noch umzustimmen und so nutzt sie sich jede ihr bietenden Gelegenheit, die Vorzüge des Sozialismus ihm nochmals darzustellen. Doch gelingt es ihr in ihrer Hitzigkeit nicht immer ruhig zu bleiben, so konfrontiert sie Uli, dass der Sozialismus schließlich sein Studium finanziert hat und appelliert, dass es auf jeden von ihnen ankommt, dass dieses sozialistische Experiment gelingen kann. Elisabeth plagt die Sorge, was aus ihrer Verbundenheit bleiben wird, wenn jeder seinen Idealen folgt.
Dies ist nicht die einzige Besorgnis der jungen Frau. Ein renommierter Altkommunist sieht sich von der jungen Malerin bedroht und bedient sich einem primitiven Mittel, er denunziert sie und bringt üble Gerüchte in Umlauf. Doch Elisabeth ist eine Kämpferin ihrer Rechte und bietet Vertretern der SED die Stirn.
Dieses unzensierte Werk zu lesen war sehr aufschlussreich. Die Mauer ist noch nicht gebaut, dennoch betrachtet man mit Entsetzen das Abwandern von Intellektuellen und Arbeitskräften in den Westen. Brigitte Reimann glaubte fest an den Sozialismus, was hier deutlich zum Tragen kommt. Ihr sprachlicher Stil ist ungekünstelt und frisch. Ein für mich grandioses Zeitzeugnis. Große Leseempfehlung!
Ich tue mich schwer das Cover zu beschreiben. Es ist in einem senffarbenen Leinen und einem geografischen Druck gehalten. Eine wunderschöne Umschlaggestaltung.
- Die Geschwister
- Brigitte Reimann
- Roman
- Büchergilde Gutenberg
- ISBN: 9783763273614
- 212 Seiten
- Herrausgegeben von Angela Drescher und Nele Holdack
Schreibe einen Kommentar